Erinnerst
du dich?
Unser
Campervan Juri wurde aufgerüstet! Wir wollten gewappnet sein!
Nützliche
technische Ausrüstung wie Starterkabel, Wagenheber, Werkzeuge, Ölkanister und
eine Notreserve an Benzin, wurde eingepackt. Ebenso statteten wir unser
Fahrzeug mit Proviant aus: Ein Großeinkauf an Nahrung, sowie zwei große Tanks
mit Trinkwasser wurden in unseren Campervan verladen. Ja, sämtlicher Stauraum
wurde genutzt - Unser Juri war bis zum Platzen gefüllt.
Doch
wozu? Keine langen Reden – ich will dich sofort ins Bilde bringen:
DAS OUTBACK!
Australiens
rotes Herz!
Ja,
die australische Wüste im Zentrum des Landes ist berühmt berüchtigt! Rote Erde,
brütende Hitze und hunderte kilometerweit einfach nur NICHTS!
Sogleich
drängt sich einem folgende Frage auf:
Wieso um alles in
der Welt sollte man sich dieses „NICHTS“ als Reiseziel setzen?
Berechtigte
Frage. Doch ironischerweise soll man genau in dieses NICHTS fahren, um ALLES zu
entdecken – und das authentische Australien kennen zu lernen!
Céline,
Alina und ich waren uns einig: Das Geheimnis des Outbacks sollte gelüftet
werden.
Wir
starteten unser Trip von der tropischen Ostküste in die dürre Mitte des
australischen Kontinents und setzten direkt unser erstes Ziel: MOUNT
ISA –
das erste nennenswerte Dorf auf dem Weg in die Wüste! Fahrtzeit: 11 Stunden und 4 Minuten!
Unverblümt
machten wir also sofort Bekanntschaft mit der gigantischen Weite und Dimension des
Outbacks. Und das sollte nur der Anfang sein…
Kaum
entfernten wir uns von der Küste wurde es leerer und trockener.
Das
Gebiet gestaltete sich so, wie man sich das „NICHTS“ vorstellt:
Kein
Berg oder Hügel erhebt sich aus der Landschaft. Die Erde ist komplett eben.
Es
gibt keine Häuser oder Hütten – sofort wird einem deutlich, dass die Phrase
„dünn besiedelt“ für das Outback wohl noch untertrieben ist.
Man
schweift mit den Augen umher, doch alles was sich einem zeigt ist eine dörre
Landschaft, die irgendwann mit dem blauen Himmel in weiter Ferne zu einer undeutlichen
Suppe verschwimmt.
Ein
solches Szenario ist rar: Der Horizont erstreckt sich über unzählige Meilen
ohne Unterbrechung.
Vergleichbares
hatte ich in meinem Leben noch nie gesehen, doch die Erscheinung der
australischen Wüste wurde sogar noch perfektioniert:
Die Sonne brannte
mit unglaublich großer Kraft auf dieses zähe Stück Land, unerbittlich und
wunderschön zugleich.
Ja,
vor unzähligen Jahren war die Gegend hier sozusagen die Spielwiese der
Dinosaurier.
Nun
erobern wir, Céline, Alina und ich, die Landschaft mit der roten Erde!
Unerbittlich
fuhren wir Kilometer um Kilometer durch die Landschaft und trotzten der
brütenden Hitze.
Plötzlich
wurde die eintönige Landschaft von einem nicht alltäglichen Anblick
durchbrochen:
Ein wilder Cassowary!
Der
Riesenvogel tummelte sich am Straßenrand. Verrückt. Wütende Vögel dieser Art
haben Menschen bereits getötet!
Doch
nach dem Vorbild der 3 Musketiere schritten wir mutig und forsch voran.
Vermutlich
lag es an unserer unwiderstehlich dominanten Körpersprache, dass wir keinerlei
Angst verspürten. Oder eventuell auch daran, dass der Campervan uns einen unüberwindbaren
Schutz lieferte!
Ich
für meinen Teil bin vom ersten Grund überzeugt :)
Wir
ließen uns nicht aufhalten und fuhren weiter und weiter eine Straße entlang,
die scheinbar unendlich weit und ausschließlich geradeaus zu verlaufen schien.
Es
gibt keinen Verkehr – so weit das Auge reicht ist meist kein anderes Fahrzeug
zu sehen. Sollte man allerdings einem anderen Gefährt begegnen, dann wird sofort
die Hand gehoben:
BUSCHGRUß. Das große Geheimnis
dieser Wüste!
Was
sich dahinter verbirgt? Es ist der große Brauch im Outback: Wie alte Bekannte
grüßt man jeden entgegenkommenden Fahrer :) Man ist tatsächlich
froh über jedes Gesicht das man sieht!
Ja,
es gibt noch ein weiteres außergewöhnliches Merkmal auf den Straßen der
australischen Wüste. Nicht selten kam es vor, dass man plötzlich am Horizont
etwas entdeckt. Unaufhörlich kommt es näher und es wird größer und größer. Ein TRUCK!
Die
LKWs in Deutschland kommen mir vor wie Spielzeugautos im Vergleich zu diesen RIESEN,
die hier in der australischen Wüste durch die Straßen tuckern!
So
war es nicht selten, dass ein solches Gefährt 53 Meter misst. DREIUNDFÜNFZIG
METER!
Das
Wort MONSTER-TRUCK bekommt für mich
nun eine ganz neue Definition :)
Und
glaub mir eines: Wenn ein solches Etwas auf dich zurollt, und unaufhörlich
näher kommt, dann passiert es hin und wieder, dass sich ein recht flaues Gefühl
in der Magengegend breitmacht. Manche nennen es Angst.
Trucks
von solcher Masse können nicht einfach kurzerhand bremsen.
Unzählige
Beweise dafür liegen am Straßenrand und kündigen sich meist mit einem modrigen
Geruch an: Verwesung.
Überall
am Wegrand sind Raben, die sich wie Aasgeier an den Kadavern laben:
KÄNGURUS
Ich
weiß nicht, wie viele Tiere tagtäglich ihr Leben an einer Truckstoßstange
verlieren.
Selbst
nach tausenden von Kilometern durch das Outback kann man sich an den Anblick
der leblosen Kängurus nicht gewöhnen.
Nun
etwas anderes: Hast du dich schon einmal über den Benzinpreis beschwert? Ja?
Dann
warst du vermutlich noch nicht im Outback, denn hier ist man froh, wenn man
überhaupt eine Tankstelle findet! Sie sind rar.
Und
sie können den Benzinpreis nahezu willkürlich festlegen. Warum?
Sie
müssen keine Konkurrenz fürchten!
Ja,
es ist wahr: Nur alle hundert Kilometer findet man ein verlassenes Häuschen an
dem man seinen Tank füllen kann. Verlassen und abgeschieden, was man auch daran
bemerkt, dass der Kassenzettel sogar teilweise noch von Hand geschrieben wird. Wie
in guten, alten Zeiten. Ja, es gibt so manche bemerkenswerte und verrückte
Erfahrung hier im Outback.
Noch
eine Story gefällig? Einmal stattete ich einer rustikalen Kneipe einen Besuch
ab. Das Besondere: Überall hingen Geldscheine an der Wand – jeweils mit einem Namen
darauf.
Wieso?
Weshalb? Warum?
Wer
nicht fragt bleibt dumm!
Und
so habe ich mich schlau gemacht: Früher haben Schafscherer ihren Namen auf eine
Banknote geschrieben und an die Wand gepinnt. So konnten sie sich sicher sein,
dass sie sich beim nächsten Besuch einen Drink leisten konnten. :)
Mit
einem Schmunzeln im Gesicht machten wir uns wieder auf den Weg durch die Wüste
– unaufhörlich ging es Tag für Tag auf der staubigen Straße geradeaus.
Es
ist eine menschenleere Gegend, nur hin und wieder ein kleines Dörfchen. Oft
sind es Städte, die im Goldrausch entstanden sind. Bergbau, Minen und Rodeo
sind ein paar Stichworte, die die Städte beschreiben. Oft wird selbst jetzt
noch nach Edelsteinen gegraben, und man wird eingeladen, selbst sein Glück zu
versuchen!
Ach
ja, interessant: Einmal waren wir in einer Siedlung, in der Werbung für ein
Musikfestival gemacht wurde:
THE DIRT AND DUST
FESTIVAL
Zu
Deutsch ist es das „Dreck und Staub Festival“, und irgendwie sinnbildlich für
das triste Outback! :)
Hin
und wieder verlief ein Teil unseres Weges parallel zu einer einsamen
Eisenbahnlinie. Ein idyllisches Bild.
Und
nach und nach spürt man die Auswirkung des Outbacks auf einen, es äußert sich
eine innerliche Zufriedenheit: Die staubige und trockene Erde zügelt die Unruhe
des Alltags :) Das Wüstenherz Australiens beruhigt
das Gemüt merklich :)
Das
Einzige, das einen etwas aus der Ruhe bringen könnte, ist folgendes:
Schilder!
Ja, überall im Outback sind Schilder aufgestellt, die die aktuelle
Buschbrandgefahr anzeigen.
Ich
war geschockt:
FIRE DANGER RATE TODAY
VERY HIGH!
Nicht
selten waren die Bäume und Sträucher am Wegrand schwarz. Der lebendige Beweis:
Die Buschfeuer sind allgegenwärtig und höchst gefährlich! Ganze Gebiete sind
bereits den Feuern zum Opfer gefallen und schon eine kleine Unachtsamkeit mit
offenen Flammen kann ein Desaster auslösen!
Ich
konnte es nicht glauben, aber plötzlich war es soweit:
FEUER!
Der
Geruch stieg mir während der Fahrt in die Nase, sofort waren wir uns sicher: ES
BRENNT!
Kurz
darauf konnten wir bereits die dicken Rauchschwaden über den Büschen neben der
Straße entdecken. Wir drosselten das Tempo unseres Vans und sofort sah ich die
lodernden Flammen. Ich konnte es nicht glauben: Ein Buschfeuer. Direkt neben
uns.
Sofort
stellte ich mir die Frage: Was ist zu tun?
Doch
bevor wir zur Tat schreiten konnten sahen wir bereits die Feuerwehrautos in
unmittelbarer Nähe. Jedoch machten sie keine Anstalten, das Feuer zu löschen.
Was
spielt sich hier ab? Ich kann euch die Antwort geben:
„Kontrollierte
Buschbrände“ wird das genannt. Unter den wachsamen Augen der Feuerwehr ist das
hier in der Region scheinbar üblich. Die
spinnen, die Australier :)
Ja,
die Sonne brennt täglich. Und hinterlässt ihre Spuren nicht nur auf den
Pflanzen!
Auf
der Straße entdeckt man des Öfteren ein Schild, das auf einen Bach hinweist.
Doch
das Verrückte: Wasser haben wir bislang keines gesehen, sie sind ausgetrocknet
– und zwar OHNE AUSNAHME!
Ja,
nach und nach lernt man das Outback besser kennen, die ausgedörrte Wüste!
Es
gibt nicht viele menschliche Wesen in der Gegend, doch die Vorhandenen werden
unglaublich zusammengeschweißt! Ich erinnere mich: Nach langer Fahrt haben wir
uns für eine Pause in einer kleinen Parkbucht entschieden :) Das nächste Auto
spekulierte, dass wir ein Problem mit dem Auto hätte, sofort wurde uns Hilfe
angeboten!
Wunderbar.
Im Outback – Mitten im Nirgendwo muss man zusammenhalten, sonst ist man
verloren!
Einmal
hätten wir fast Hilfe gebraucht. Ich erinnere mich nur allzu gut, als ich
hinter dem Steuer saß und plötzlich etwas aus dem Augenwinkel auf die Straße
kommen sah.
VOLLBREMSUNG!
Kein
Zweifel: Wir haben es erwischt. Es ist uns ins Auto gehüpft: Ein kleines
Känguru.
Der
Schock saß bei Céline, Alina und mir tief. Sofort stiegen wir aus um die Lage
zu checken, doch es hatte sich bereits aus dem Staub gemacht. Auch unser Juri
hatte keinerlei Schaden und so kamen alle Beteiligten mit dem Schrecken davon.
Wir
nutzten meist das Tageslicht, um die größtmögliche Distanz hinter uns zu
bringen, und sobald es anfing dunkel zu werden, suchten wir uns einen
Schlafplatz.
Abenteuerlich
muss man hunderte von Kilometer die Augen offen halten und ist froh, wenn man
im unendlichen NICHTS eine einfache Parkbucht findet.
Sofort
setzten wir den Blinker und wollten in die kleine Ausbuchtung einbiegen.
Zunächst konnten wir nichts erkennen, denn im Outback gibt es keinerlei Lampen.
Der
Wind pfiff und es war stockdunkel. Unheimlich.
Im
Scheinwerferlicht erspähten wir einen anderen Campervan in der Parkbucht, die
Türen weit geöffnet :) YAY, scheinbar sollten wir nicht die
einzigen Reisenden hier sein :)
Sofort
parkten wir uns hinter den anderen Campervan und unser Lichtkegel richtete sich
auf den geöffneten Kofferraum…
SCHOCK.
Das
Blut in meinen Adern gefror. Was war passiert? Statt fröhlichen Reisenden
konnten wir nun erkennen, was uns die Dunkelheit verschwieg: Ein Bild der Verwüstung. Fenster waren
eingeschlagen. Er war komplett ausgeräumt. Die Vorhänge waren heruntergerissen,
eingetretene Bretter lagen im Innenraum des Vans und überall lagen Glasscherben.
Ich konnte meinen Augen kaum trauen, und dann verschlug es mir die Sprache. Im
zerstörten Innenraum des Vans lag…
…eine
Zahnbürste.
Ja,
dieses Ding verstörte mich vollkommen: Wo ist der Besitzer? Was ist hier
geschehen?
Céline,
Alina und ich schauten uns an, und verständigten uns ohne Worte: Sofort setzten
wir uns zurück in unser Auto und suchten das Weite.
Der
Schock saß tief und ab dieser Erfahrung wurden unsere Schlafplätze mit größter
Sorgfalt ausgewählt:
Als
wir durch ein kleines Dorf gefahren sind, haben wir eine Art Schrottplatz
gefunden. Unzählige Autos standen dort und sofort schmiedeten wir einen
cleveren Plan:
Wir
stellten uns inmitten dieser Wracks, keine Menschenseele wird uns dort
vermuten.
So
verbrachten wir die Nacht auf einem Schrottplatz, zwischen Metall und Ziegen.
Ziegen?
Ja, richtig gehört :) Eine Ziegenfamilie nannte diesen Ort
ihr Zuhause und so wachten wir am nächsten morgen zwischen einer großen Menge
grasender Ziegen auf.
Interessante
Erfahrung!
Leider
kann man nicht jeden Tag in einem Ziegenwohnzimmer verbringen, dennoch war es
nicht das letzte Mal, dass wir eine TIERISCHE Nacht hatten :)
Einmal
konnten wir einen Truckparkplatz ausfindig machen: Neben diesen 53 Meter langen
MONSTERN parkten wir unseren kleinen Van wie einen Fremdkörper.
Psssst,
im Vertrauen gesagt: Unser Campervan Juri fühlte sich vermutlich wie ein
Lilliputaner in einem professionellen Basketballteam!
Doch
zwischen diesen riesigen Trucks fühlte sich unser Juri geschützt, behütet und
einfach nur TIERISCH wohl.
Das
lag vielleicht auch daran, dass der Truck nebenan Kühe geladen hatte. Doch
nicht nur ein oder zwei Tiere, nein.
Stell
dir vor: 53 Meter konzentrierter Kuhgeruch! Diese „frische Landluft“ bereitete
sich sofort in unserem Juri aus und wir sind innerhalb von Sekunden in tiefen
Schlaf gefallen :)
Da
sind wir nun also: Die Nacht im Outback!
Kaum
geht die Sonne unter, sinkt das Thermometer fast innerhalb von Minuten. Ja,
tagsüber ist es brennend heiß, nachts dagegen herrscht eine klirrende Kälte in
dieser Wüste.
Doch
erst wenn die Sonne untergeht und man sein Lager für die Nacht aufschlägt,
lernt man das Outback von einer ganz anderen Seite kennen – eine Seite mit
unglaublicher Schönheit:
Nach
einem langen und harten Tag auf der Straße wird man mit einer stillen Nacht und
unendlich vielen Sternen belohnt.
Stell
dir vor: In einem Umkreis von 100km ist NICHTS um dich herum. Im Outback gibt
es keinerlei störende Lichter – Das einzig leuchtende ist der Himmel!
Ja,
kein Stern bleibt einem verborgen, man kann sie in ihrer ganzen Pracht
bewundern.
Es
war traumhaft. Ich muss zugeben:
Noch
nie in meinem Leben habe ich einen schöneren Sternenhimmel gesehen!
Glaub
mir: Es ist wunderbar unter dieser Pracht zu campen. Ja, am allerliebsten bin
ich nachts aufs Klo und habe unter der Beleuchtung dieser Sternendecke das
Wasser gelassen :)
ABER:
Es ist ein anderer Himmel als der über Deutschland, Australien ist auf der
südlichen Hemisphäre. Anfangs suchte ich vergeblich den Nachthimmel ab. Ich
will es euch nicht verschweigen, halte dich fest:
Solltet ihr je nach
Australien kommen, dann seid gewarnt:
Es
gibt KEINEN großen Wagen!
Allerdings
warten völlig andere, neue Sternkonstellationen :) Die nur darauf
warten gesehen zu werden :)
Ja,
so plätscherten die Tage dahin. Die unendlichen Tage durch die Wüste glichen
einer Odyssee. :)
Tausende
Kilometer legten wir zurück, doch in den mehrstündigen Fahrten kam keine
Langeweile auf, nein. Im Gegenteil: Unruhig und nervös rutschte ich auf meinem
Hinterteil auf dem Sitz herum. Ich lauschte jedem Wort das aus unseren
Lautsprechern drang. Wieso?
DIE
DREI FRAGEZEICHEN!
Tagtäglich
liefen bei uns die unglaublich fesselnden Hörbücher mit den Geschichten über
die drei Detektive. Guten Gewissens kann ich empfehlen:
Die Kinder-Krimis taugen
auch für über 14-Jährige! :)
Gerne
habe ich mir die Zeit auch mit dem Himmel vertrieben: Mit einer Menge
Kreativität kann man die interessantesten Motive in den Wolken erkennen, das
lässt die Stunden wie im Flug verstreichen :)
Doch
wenn man hinter dem Steuer sitzt, dann kann man die Wolkenbilder leider nicht
genießen. Glaub mir, es ist hart wenn es auf einer kerzengerade Straße
stundenlang geradeaus geht. Ja, ohne Gegenverkehr und mit stets gleich
bleibender Geschwindigkeit gerät man leicht in Versuchung, nicht die volle
Aufmerksamkeit der Straße zu widmen.
Doch
diesen Fehler darf man nicht machen:
Man
muss IMMER konzentriert sein!
Sollte
man ein Känguru anfahren, dann kann der Trip durch das Outback innerhalb von
einer Sekunde mit einem Totalschaden enden.
Doch
nicht nur hüpfende Kängurus tummeln
sich hier auf den Straßen, nein.
Einmal
konnten wir das Auto in letzter Sekunde bremsen: Eine Riesenschlange hatte es sich auf der Straße bequem gemacht. Sie
räkelte sich auf dem warmen Asphalt und genoss die Abendsonne. Ein kurzer Blick
reichte: Sie ist für den Menschen tödlich!
Somit
fiel die Variante „Die Schlange von der Straße hieven“ raus, dennoch versuchten
wir sie vor heranpreschenden Autos zu retten: Mit einem Stück Hackfleisch
wollten wir sie in das Gras neben der Straße locken, leider vergeblich.
Wenige
Tage später sahen wir plötzlich ein riesiges Etwas neben unserem Auto entlang
galoppieren:
EIN
WILDES KAMEL!
Doch
nicht nur das, nein. Einmal wurden wir sogar Opfer eines Überfalls:
Dir
verschlägt es die Sprache? Zu Recht, ich werde es berichten:
Als
wir auf einem Campingplatz die Nacht über verbracht haben, fehlte am nächsten
Morgen plötzlich ein Flip Flop, den wir vor dem Auto platziert hatten.
Der
Übeltäter? Ein Dingo!
Dieser
Wildhund hatte es tatsächlich auf unsere Fußbekleidung abgesehen und hat ihn in
das abgelegene Gras gezerrt. Am nächsten Morgen schaute er uns aus dem Gebüsch frech
und unwissend an. Das gesamte Frühstück beobachtete er uns und schlich um unser
Auto rum. Als wir dann schließlich mit dem Auto aufgebrochen sind, hat er sich
aus dem Gebüsch auf den Weg gemacht und uns doch tatsächlich verfolgt: Mit
ganzer Kraft sprintete er unserem Juri nach und wollte sich
den Flip Flop
vermutlich zurückerobern :) Erfolglos :)
Genüsslich
winkten wir ihm zu und setzten unsere Fahrt fort :)
Wie
du siehst ist es wahr:
Die Wüste lebt!
Doch
es kommt noch besser: Hier gibt es nicht nur abenteuerliche Tiere, nein.
Zunächst konnten wir unseren Augen kaum trauen, aber es ist wahr: In der Wüste
gibt es KATZEN!
Richtig
gehört! Des Öfteren sahen wir ein solches Tier durch die Gegend schleichen,
vermutlich auf der Jagd nach Mäusen. Ich hatte ein wenig Mitleid, sie müssen
sich das Mausvorkommen im Outback schließlich mit den zahlreichen Schlangen
teilen :)
Ach
ja: Manchmal dachte ich tatsächlich ich wäre im Allgäu!
Kühe und Rinder grasen direkt am Straßenrand des
Highways. Man muss sie nahezu im Schritttempo passieren. Warum? Es gibt keine
Aufsicht, keine Zäune! Sie spazieren eigenwillig über die Straße, schauen nebenbei
frech ins Auto und bleiben gern auch mitten auf der Straße stehen. Du kannst
dir vorstellen: Hin und wieder geht das ins Auge.
Du
erinnerst dich an die MONSTERTRUCKS? Selbst Kühe machen hin und wieder
Bekanntschaft mit der Stoßstange.
Ja,
selbst wenn man denkt, dass man das Outback mittlerweile kennt, wird man
überrascht.
Wir
fuhren genüsslich unseren Weg auf dem „Barkly Highway“ oder auch gerne „ROUTE
66“ genannt, als plötzlich ein riesiger Tumult auf der Straße vor uns
auftauchte.
Unzählige
Menschen auf der Straße, begleitet von mehreren Polizeiautos:
STRAßENKONTROLLE
Ja,
wahrhaftig: Mitten im Nichts hatte sich ein Polizeitrupp positioniert um ALLE vorbeikommenden
Autos aus dem Verkehr zu ziehen. Sie wollten keine Zweifel lassen und führten
die ganze Palette durch:
Fahrzeugpapiere,
Registrierung des Autos, Führerschein, Alkohol wurde getestet und selbst ein
Drogenhund wurde uns auf den Hals gehetzt!
Das
komplette Auto wurde gecheckt: Der Hund stellte den Van auf den Kopf, riss
unseren Vorhang von der Stange und schnüffelte nebenbei an allen erdenkbaren
Stellen unseres Autos nach Drogen. Das Einzige, was er finden konnte, war die
Portion Spaghetti, die noch vom Mittagessen an der Seitentür platziert war. :)
Allerdings
konnten WIR nach der Kontrolle etwas finden: Und zwar HUNDEHAARE!
ÜBERALL!
Ich muss zugeben: Unser Bett im Campervan glich nach der Aktion eher einem
Hundekorb als einem gemütlichen Platz für die Nacht. Nun gut.
Höflich
wie wir sind verabschiedeten wir uns, während einer der Polizist den Hund für
seine beherzte Suchaktion belohnte. Ich musste lachen.
Wir
setzten unsere Fahr fort. Wir hatten bislang jede Tankstelle genutzt, da man
nie wissen konnte in welcher Entfernung sich die nächste Filiale befindet.
Dennoch sank die Treibstoffanzeige unaufhörlich und es war keine Tankstelle in
Sicht. Kilometer um Kilometer wurde unser Benzin weniger.
Aktueller
Zwischenstand: Keine Tankstelle, kein Handyempfang.
Ein
wenig Nervosität machte sich breit. Doch glücklicherweise profitierten wir von
unserer ausgeklügelten Vorbereitung auf diesen Outbacktrip! :) Wir hatten ein
solches Szenario bereits in Gedanken durchgespielt und daher hatten wir einen
Ersatzkanister mit Benzin besorgt. Die Reserve sollte uns noch ein Stück
weiterbringen und so hofften wir, dass sich die nächste Tankstelle in
unmittelbarer Nähe befindet!
Die
Nacht brach herein und wir legten uns schlafen. Es war ungewiss, was der
folgende Tag bringen wird. Unweigerlich stellte ich mir die Frage:
Was
passiert, wenn uns das Benzin ausgeht?
Ich
flüchtete in positive Antworten: Wenigsten können wir dann bei Tageslicht auf
das nächste Auto warten :)
Früh
am morgen setzten wir dann unsere Suche fort und wie sagt man so schön?
Wenn
du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo eine Tankstelle her :)
Ich
hätte nie im Leben vermutet, dass sich die Suche nach einer Tankstelle einmal derart
abenteuerlich gestalten kann. Ja, ES WAR SPANNEND – wir kamen regelrecht ins
schwitzen!
Schwitzen?
Schweiß? Stinken? Gestank? Stinkender Gestank?
Da
wir gerade beim Thema sind: Duschen sind in der Wüste recht selten!
Tagelang
konnten wir uns nicht waschen und dementsprechend fühlten wir uns auch:
STINKIG
– Ja, ich denke dieses Wort trifft den Nagel auf den Kopf!
Doch
plötzlich tat sich eine Oase auf: MATARANKA!
Eine
heiße Thermalquelle :)
Inmitten
von Palmen und tropischer Vegetation sprudelt das sanfte, kristallklare Wasser
aus dem Boden!
Es
war wie eine andere Welt!
Eine
Wohltat, den roten Staub und Dreck der letzten Tage abzuspülen! Ein Traum, dort
ein Bad zu nehmen und die von den langen Fahrtzeiten der letzten
Tage ermüdeten
Körper, zu erfrischen :)
Wir
begaben uns gerade in das 34°C warme Wasserloch, als plötzlich 3 große Kängurus
an uns vorbeigehüpft sind :)
Dann
ging unsere Tour weiter zum „Katherine Gorge
National Park“!
Der
Park bietet 13 tiefe Schluchten mit teilweise 70 Meter hohen
Sandstein-Felswänden!
Da
wir alte Naturfreunde sind, ließen wir uns zu einer Wanderung hinreißen :)
Sogleich
ging unsere Tour zum „Litchfield National
Park“ und kaum hatten wir den Park betreten, bot sich uns ein Schauspiel
der Natur:
EINE KATHEDRALE! EIN PALAST!
Der
Termitenhügel war erstaunlich: Über einen Zeitraum von über 50 Jahren wurde
diese
5
Meter hohe Festung geschaffen!
Majestätisch
ragt der Hügel in die Höhe und sofort habe ich den Termiten gehuldigt, weil sie
so gute Architekten in ihren Reihen haben!
Wäre
ich eine Ameise, dann würde ich gerne mal in eine Termiten-Wohnung ziehen.
Sofort
schoss mir eine Frage in den Kopf:
Denkt
ihr die Termiten werden sie einmal vermieten?
Zunächst
war ich belustigt und vergnügt über mein kleines Wortspiel, dann allerdings
hatte ich eine bittere Erkenntnis:
Die
deutschen Ameisen können sich gerne mal ein SCHAIBLE
abschneiden von dieser beachtlichen Leistung! Denn Termiten sind kaum größer
als die Ameisen zu Hause!
Doch
sämtliche Krabbeltiere wurden sofort aus meinen Gedanken gespült, denn wir
entdeckten im National Park das BULEY
ROCKHOLE!
Ein
kleiner Wasserfall, an dessen Ende sich traumhafte Blubberblasen bilden!
Vom
Litchfield National Park ging unser Trip nach Darwin, bis an die nördliche
Küste!
Wir
genossen ein wenig Zeit in der Zivilisation und begaben uns dann sofort wieder
zurück in das Outback! Ich hatte mich in die Wüste verliebt!
Nächstes
Ziel: Die DEVILS MARBELS!
Riesige
Gesteinskugeln aus Lava, die wackelig übereinander liegen! Verrückter Anblick,
wenn man überlegt dass die Natur ein solches Bild schaffen kann!
Die
Aboriginies, australische Ureinwohner, nehmen
allerdings an, dass es sich hier
um die
Eier der Regenbogenschlange handelt.
Hätte
ich Einen getroffen, dann hätte ich ihm natürlich verraten, dass er diesen
Quatsch nicht glauben braucht. Nun gut.
Wir
bereiteten das Lager für die Nacht. Da wir uns überraschenderweise an einem Ort
befanden, an dem Lagerfeuer erlaubt sind, nutzten wir die Chance:
Mit
Kevin, einem Freund von uns, ging ich Holz sammeln und mit zwei anderen
Reisegruppen starteten wir einen lässigen Abend an der Feuerstelle mit Gitarre :)
Am
nächsten Tag hieß das Ziel: KINGS
CANYON!
Die
riesige Schlucht mit knapp 100 Metern imponiert ganz mächtig!
Ein
kleiner Fluss zieht sich durch das Tal und da die riesigen Felswände mit ihrem
Schatten ein gutes Klima schaffen, können am Fuße des Felsen saftig grüne
Pflanzen gedeihen.
Liebevoll
trägt dieser Grünstreifen den Namen THE
GARDEN OF EDEN!
Zu
Fuß erkundeten wir das Gebiet an der Schlucht, bestiegen die
Felsen, bis wir
plötzlich auf eine völlig verstörte Frau trafen. Sie war nervös und völlig
außer sich – und hatte bereits einen Notruf abgesetzt:
Ihr
Kind hatte sich in einem unbemerkten Moment davongeschlichen und sich auf
Klettertour begeben. KLETTERTOUR –
höchst gefährlich und nun ist es soweit:
Er
hängt an einer Felswand fest.
Der
Ranger war bereits unterwegs um Hilfe zu leisten, die Mutter war indes damit
beschäftigt ihr Kind zu beruhigen.
Schockierend.
Doch ich will dich nicht länger auf die Folter spannen:
Das
Kind konnte geborgen werden und beide verließen glücklich und zufrieden die
Schlucht.
Doch
diesen Tag werden sie vermutlich nie vergessen…
Wir
hatten keine Probleme mit Kletteraffen und so setzten wir unsere Tour durch
Zentralaustralien fort. Doch dann wurde uns plötzlich ein Stein in den Weg
gelegt.
Ein
Stein. 348m hoch!
Und
bekannt als eines der größten australischen Wahrzeichen.
Der ULURU
AYERS ROCK
MASSIV.
Tatsächlich ist er 3 Kilometer lang und 2 km breit!
Ungläubig
betrachtet man diesen riesigen roten Felsen, der sich aus der Erde erhebt!
Sofort
versteht man, warum dieser Ort hier eine Pilgerstätte ist. Ein beeindruckendes
Bild!
Wir
starteten eine Erkundtungstour und entdeckten alte
Höhlenmalereien von den
australischen Ureinwohnern an der Felswand.
Dann
ging es los: KLETTERTOUR!
Ich
wollte es mir nicht nehmen lassen, den extrem steilen Aufstieg zum Uluru zu
wagen!
Ja,
es war ein Kraftakt, den Berg bis zur Spitze zu besteigen. Aber der Aufwand
lohnte sich allemal:
Das
Outback und seine unendliche Weite lagen unter uns. Das große NICHTS von oben
zu begutachten, war ein ganz neues Bild. Imponierend!
Nun
etwas anderes: Im Outback hat man in der Regel keinen Empfang, Handys sind
nahezu nutzlos. Auch in dieser Hinsicht ist der Uluru etwas ganz Besonderes: VOLLER
HANDYEMPFANG!
Ich
konnte es kaum glauben, aber an der obersten Spitze des 348m hohen Felsen hatte
ich tatsächlich vollen Empfang! :) Noch nie im Outback
war das Funknetz dermaßen gut und so zücken alle Menschen sofort ihr Smartphone
und posten ihren Besuch auf dem Uluru sofort auf Facebook.
Doch
ich will kein Heuchler sein: Auch ich fügte mich in dieses Verhalten :)
Nachdem
wir dann den beschwerlichen Weg auf den Boden zurückgelegt hatten, suchten wir
uns einen guten Spot, um den Uluru im Blick zu haben. Wir machten uns bereit:
Der
Sonnenuntergang
Selten
habe ich einen schöneren Sunset erlebt als hier beim Uluru.
Es
scheint, als würde der gesamte Felsen glühen, oder als würde er von einer
gigantischen Glühbirne im Inneren zum leuchten gebracht.
Während
des gesamten Sonnenuntergangs leuchtet der Uluru in verschiedenen Farben auf.
Das Farbspektrum reichte von lila über gelb, orange und rot. Gegen Ende färbte
er sich schwarz. Wunderschön anzusehen.
Nach
diesem Highlight machten wir uns auf den Weg Richtung Adelaide, die Stadt an
der südlichen Küste des Landes.
Unsere
Essensvorräte waren vom langen Outback erschöpft, doch nach weiteren langen und
anstrengenden Tagen konnten wir unser Ziel erreichen.
Plötzlich
waren wir uns bewusst: Wir hatten das
Outback geschafft!
Die
Zahl des Tages lautet:
6431
In
etwas über zwei Wochen haben wir eine Distanz von 6431 Kilometern zurückgelegt.
Ich
möchte hiermit meinen offiziellen Dank aussprechen:
DANKE
JURI! DU BIST DER BESTE!
Unser
treuer Campervan Juri. Wir haben ihm so viel zu verdanken! 6431km!
Eine
unglaubliche Strecke! Zum Vergleich:
Mit
dieser Kilometeranzahl kannst du vom nördlichsten bis zum südlichsten Punkt
Deutschlands fahren – SIEBEN MAL!
Dieser
Trip war auch für unser Reiseteam eine große Prüfung!
Stell
dir vor: Du bist tagtäglich mit zwei Menschen knapp 12 Stunden auf engstem
Raum.
Ja,
das ist nicht mit jedem Menschen möglich.
Danke,
Céline und Alina. Danke.
Das
Outback. Nach und nach wurde uns deutlich, dass eine Tour durch die Wüste wohl
einer der grandiosesten Roadtrips Australiens ist!
Ja,
die Autofahrt durch das Outback war ein Risiko. Sie steckte voller
Herausforderungen: Riesige Entfernungen, schwieriges Terrain, und die heißen
Temperaturen gestalteten die Reise nicht immer angenehm.
Doch
nun habe ich ein Gefühl für die australische Landschaft und die unfassbare
Größe des Landes. Das Outback, diese mystische Gegend, ist vermutlich die
lohnendste Art den australischen Kontinent in seiner ganzen Schönheit kennen zu
lernen.
Und
es ist eine ebenso wunderbare Art, sich selbst ein Stück besser kennen zu
lernen.
Dein
Andreas
vom anderen Ende der
Welt.