Freitag, 12. Juli 2013

Wer hat an der Uhr gedreht?



Adelaide!
Ja, es ist soweit! Mit der Ankunft ist Adelaide und einem Blick auf die Landkarte wurde es mir plötzlich bewusst:
Der Kreis schließt sich!
Im wahrsten Sinne des Wortes :)

Meine Tour ist vollkommen! Ich bin am Ziel angelangt! Ein langer Weg liegt hinter mir, Schritt für Schritt hat sich die Reiseroute immer mehr ausgeweitet.
Ich war stets auf der Suche nach dem Neuen, und so habe ich Orte und Plätze von unglaublicher Schönheit gesehen, die ich mir nicht im Traum hätte ausmalen können.

In einer Seitenstraße in Adelaide reihten wir uns spät abends hinter ein paar anderen parkenden Autos ein. Unser Campervan Juri wurde geparkt. Wir legten uns gemütlich auf die Matratze und mit ein wenig Nostalgie ließ ich Bilder von der zurückliegenden Tour durch Australien an meinem inneren Auge vorbeiwandern.
Ich war stolz auf all die Herausforderungen, die wir gemeistert hatten, und ich blickte in die Zukunft. Nur noch ein großes Projekt stand auf dem Plan:
Der Verkauf unseres treuen Gefährten Juri.
Für ihn ist leider kein Platz im Handgepäck und so müssen wir ihn
schweren Herzens in Australien zurücklassen. Gedankenverloren schmiedete ich Pläne, wie wir den Verkauf clever anstellen konnten, als plötzlich:
ZACK!
Ich spürte, wie der komplette Van bedenklich wackelte. Ich schreckte auf und wusste zunächst nicht wie uns geschah, doch Céline und Alina hatten sich geistesgegenwärtig aufgesetzt. Dann plötzlich erkannte ich die Rücklichter vom Geländewagen, der vor uns geparkt war. Beim Ausparken hatte er unseren Juri erwischt.
Ohne zu zögern drückte Alina auf die Hupe, doch das verdächtige Auto beschleunigte und wir konnten nur noch die Rücklichter sehen. Fahrerflucht.
MAN, ich konnte es nicht glauben. Sofort schälten wir uns aus unseren Schlafsäcken und begutachteten nervös den Schaden an unserem Juri:
NICHTS. Wir konnten es kaum glauben, aber er war unverletzt. Unser Freund Juri hatte den Zwischenfall ohne Kratzer überstanden :) LUCKY!
Dann plötzlich näherten sich Scheinwerfer. Ein Auto.
DAS FLÜCHTENDE AUTO! Sofort stellten wir die Person hinter dem Steuer zur Rede!
Zunächst war ich geschockt: Die ausparkende Person war ein MANN!
Er entschuldigte sich sofort und meinte, er habe nichts bemerkt, aber er würde natürlich für den Schaden aufkommen. Er war ehrlich und es war ihm sichtlich unangenehm, gar peinlich!
Wir verziehen ihm, es war schließlich kein Schaden entstanden. Wir kamen ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass er nur für seine Familie Pizza holen wollte.
Sympathischer Kerl, und nach ein wenig Smalltalk legten wir uns zurück in den Wagen.
Puh. Aufregender Abend!
Wir spürten, dass uns der Juri wirklich mehr am Herzen lag, als wir vermuteten – schließlich ist er Teil unserer Reisefamilie J Und wie ich mich mit Céline und Alina unterhielt, klopfte es plötzlich an unserer Türe.
PUH! WAS DENN JETZT?
Sofort schoss mir ein Gedanken in den Kopf: Ordnungshüter! Er hat uns entlarvt und will uns nun von unserem Schlafplatz vertreiben. Meine Stimmung sank.
Doch statt einer tiefen Männerstimme hörte ich plötzlich Gekicher – von kleinen Kindern. Ich blickte in die fragenden Gesichter von Céline und Alina und öffnete vorsichtig die Türe:
Der Familienvater von vorhin und eine Bande von kleinen Kids standen vor unserem Van!
Sie hatten drei Tassen heißen Tee und belegten Toast für uns in ihren Händen!
Der Vater entschuldigte sich erneut für sein Ausparkmanöver und erzählte uns, dass er selbst einmal Backpacker gewesen sei. Auch er hatte die Strapazen als Reisender mitgemacht und so konnte er die Bedürfnisse von uns nur zu gut nachfühlen.
Seine Freundlichkeit kannte keine Grenzen:
Er lud uns tatsächlich ein, am nächsten Tag in seinem Haus zu Frühstücken und dort Dusche und Toilette zu benutzen! TRAUMHAFT!
Klingt wie ein Märchen, oder?
Tatsächlich hat dieser herzensgute Mensch drei wildfremde Backpacker in sein Haus eingeladen. Ja, sein Verhalten ist so lobenswert und ich muss sagen:
Eine solche Person ist wohl ein Vorbild für JEDEN von uns!
Wir schlossen ihn sofort ins Herz und in unendlicher Dankbarkeit konnten wir am nächsten Tag tatsächlich GETOASTETEN Toast genießen und eine WARME Dusche benutzen. :)

Dann plötzlich machte sich Abschiedsstimmung breit:
JURI! Ja, wir hatten bereits Interessenten für unser treues Fahrzeug gefunden, und so war es jetzt also offiziell: Juri wurde verkauft.
Ein bewegender Moment, als der Kaufvertrag unterschrieben wurde und Juri plötzlich nicht mehr in unserem Besitz war.
JURI! Für Céline, Alina und mich war es damals der ERSTE Autokauf unseres Lebens!
Mehr als nur ein Auto –

eher ein Reisegefährte –

ein Freund –


oder gar ein BRUDER war er für mich gewesen!

Plötzlich sahen wir nur noch die Rücklichter von ihm und dann war er auch schon mit seinen neuen Besitzern hinter der nächsten Abbiegung verschwunden…
Ein seltsames Gefühl machte sich in mir breit, und glaub mir: Céline, Alina und ich teilten ein Gefühl: Wir waren bedrückt.

Bedrückt. Zum einen weil unser Juri verkauft war und zum anderen, weil wir unsere schweren Rucksäcke nun wieder selbst tragen mussten.

Dennoch nahmen wir ohne zu zögern den Nachtbus von Adelaide nach Melbourne, denn ein großes Abenteuer stand an: SILVERS CIRCUS!
Für mich war es eine absolute Herzensangelegenheit meinem Zirkus einen letzten Besuch abzustatten! Meine „Familie“ dort erneut zu treffen :)
Und es gab noch einen weiteren Grund: Céline und Alina hatte ich während unseres Roadtrips unzählige Male von meiner Zeit als Clown dort erzählt, und nun war es an der Zeit: Ich wollte ihnen den Zirkus zeigen, die Show vorstellen!
Es war bereits abends, als wir die letzten Schritte vom Bahnhof zu den Showgrounds zurücklegten. Die Dunkelheit der Nacht offenbarte uns die großen beleuchteten Lettern über dem Zirkuszelt: SILVERS CIRCUS
Meine Gefühle beim Anblick des Zeltes waren unbeschreiblich:
Riesige Freude und auch ein wenig Stolz machte sich in mir breit. Ja, es war wie nach Hause kommen. Alles war so vertraut!
UNGLAUBLICH – ICH WAR ZURÜCK IN MEINER WELT :)
Es warteten eine Menge Besucher vor dem Eingang, aber als wir uns näherten, sah ich trotzdem bereits die ersten bekannten Gesichter :)
Mit strahlendem Gesicht begrüßte ich die Mitarbeiter des Zirkus und sofort wurde mir erzählt, dass ich eine Tradition eingeführt hatte:
„LADIES AND GENTLEMAN! THE DOORS ARE OPEN!“
Hatte ich vor der Show zu sagen gepflegt, als die Türen ins Zelt für
die Besucherschar geöffnet wurden :) Bis zum heutigen Tag wird mein Brauch weitergeführt und kann ich nicht leugnen, dass ich stolz war :)
Außerdem wurde mir verraten, dass die Mitarbeiter und Artisten bereits seit einer Woche untereinander tuschelten: „Andy wird zurückkommen, er wird uns besuchen“ :)
Ich kam aus dem Grinsen nicht mehr heraus, dann plötzlich nahm uns Seiltänzerin Emma zur Seite und führte uns an der wartenden Schlange vorbei durch den Hintereingang ins Zirkuszelt. Unglaublich, wir wurden tatsächlich wie VIP-Gäste behandelt :)
Es war eine solch herzliche Begrüßung, die allerdings noch einen weiteren Höhepunkt fand:
Céline, Alina und mir wurde ein Platz in der ersten Reihe zugewiesen – obwohl das Zelt mit knapp 800 Plätzen an diesem Abend ausverkauft war.
Dann war es soweit: Die Show wurde eröffnet!
Es war ein ungewohntes Gefühl, die Aufführung als Zuschauer zu begutachten. Ja, es war seltsam. Dennoch hatte es seinen Reiz, denn sämtliche Artisten zwinkerten mir von der Bühne aus zu oder winkten. All die netten Gesten, die mir entgegengebracht wurden – ja, es war wirklich bewegend. Ich fühlte mich so willkommen!
Und dann plötzlich hörte ich eine allzu bekannte Musik:
Die Clowns!
Normalerweise bereitete ich mich in diesem Moment hinter der Bühne auf meinen Auftritt vor, aber am heutigen Tage war ich in der Zuschauerreihe und konnte meinem Nachfolger auf die Finger sehen.

Und dann plötzlich war der Zeitpunkt gekommen:
Es wurde eine Person ausgewählt, die von den Clowns auf die Bühne geholt wurde.
In meinen Gedanken hatte ich diese Situation bereits durchgespielt.
Ich war mir sicher, dass sie nicht mich auswählen würden, denn ich kenne den Auftritt zu gut.
Viel mehr hatte ich erwartet, dass mein alter Clownkollege Dominik eine Person aus meiner Begleitung auswählen würde, und so war es:
Alina musste auf die Bühne!
Mit viel Gelächter und Applaus von Céline und mir wurde der Auftritt unterstützt. :)


Dann stand das „Grand Finally“ an: Alle Performer kamen noch einmal auf die Bühne, um den finalen Applaus zu empfangen. Ich erklärte meinen zwei Reisepartnerinnen, an welcher Position ich jetzt stehen würde!
Bevor die Artisten wieder hinter dem Vorhang verschwunden sind, haben sie noch einmal speziell in meine Richtung gewunken und dann wurde die Show beendet.

Da waren wir nun also. Es war vermutlich das letzte Mal, dass ich die vertraute Musik des Zirkus gehört habe und so machte sich ein wenig Traurigkeit breit.
Doch dieses Gefühl wurde schnell überschattet, denn die Begeisterung bei Céline und Alina kannte keine Grenzen: Sie waren euphorisch und begeistert von der Show und all den großen Talenten, die unter diesem Zelt ihr Können vorgeführt haben!
Céline beschrieb die Show gar als „gigantisch und atemberaubend“.
Ja, ich war glücklich, dass ich ihnen diese Freude bereiten konnte! Um den Abend unvergesslich zu machen, gab ich ihnen eine Backstageführung hinter die Kulissen eines Zirkus und nahm sie anschließend mit, die Performer persönlich kennen zu lernen!
Wir suchten uns den Weg durch die Wohnwägen und führten ein nettes Gespräch mit Zauberer Simon, bis es schließlich soweit war: Der Abschied. :)
Ein war seltsamer Moment, meinen Freunden dort Lebewohl zu sagen.


Abschiedsstimmung machte sich breit. Juri war bereits verkauft, den Zirkus habe ich nun auch verabschiedet. Ja, es dauert nicht mehr lange, bis mein Flieger den australischen Boden verlässt.
Wer hat an der Uhr gedreht?

Ist es wirklich schon so spät?
Australien.
Ein Land, das unzählige tödliche Tiere beherbergt.
Die 10 giftigsten Spinnen der Welt, Haie, Krokodile, Schlangen und Würfelquallen nennen diesen Ort ihr zu Hause.
Dennoch möchte ich an dieser Stelle etwas Positives verkünden:
ICH VERLASSE DAS LAND LEBENDIG :)
Lebendig und komplett vollständig mit zwei Armen und zwei Beinen kann ich die Heimreise antreten :)
Es ist soweit:
Ich verlasse die einzige Insel der Welt, die auch ein Kontinent ist.
Ich verlasse den einzigen Kontinent, der auch ein Land ist.

Ich werde eine lange Reise vor mir haben, dennoch werde ich auf dem Weg von Australien nach Deutschland Zeit gewinnen.
Einfach so. Ich werde während meiner Reise keine neuen Falten bekommen und kaum altern. Ein pfiffiges Kunststück wird vollbracht: Eine Weile werde ich unabhängig von Raum und Zeit reisen, denn bei meiner Ankunft in Deutschland werde ich plötzlich
8 Stunden jünger als mein Ich hier in Australien. Verrückt.

Doch von diesen haarigen Gedanken kommen wir nun lieber zurück zu den handfesten Tatsachen:
Ich freue mich unsäglich auf die Heimat!
Ich hatte eine wunderschöne Zeit hier auf der anderen Seite der Erde, dennoch ändert es nichts: Ich bin ein Familienmensch.
Ich weiß genau, wo ich hingehöre und welche Menschen ich in meinem Leben brauche.
Ja, wenn ich ehrlich bin: Ich könnte NIEMALS ohne meine Familie leben :)
Es gibt Dinge, die sind einfach unersetzbar.
Dennoch war dieser „Langzeitausflug“ optimal, um genau das zu realisieren:
Ich liebe meine Familie über alles.
Es war für mich zu keiner Zeit eine Option, in Australien zu bleiben. Ich musste oft die Frage verneinen, ob ich mein Studium abblasen werde und für immer als Clown im Zirkus bleibe.
Nun gut – ich könnte mich vermutlich schon an ein Leben im Rampenlicht und täglichem Applaus gewöhnen :)
Aber dennoch: Nein. Meine Familie ist mir zu wichtig.

Und nun ist es an der Zeit, man kann sagen:

Der verlorene Sohn kehrt zurück!


Ja, der Tag meiner Abreise ist nun fast gekommen.

So lange macht man sich Gedanken über diesen einen Tag. Doch plötzlich steht er vor der Türe und man fühlt sich nicht vorbereitet.


Glaub mir, ich befinde mich aktuell in einer unglaublichen Gefühlsachterbahn.
Australien hat mich verändert und ich bin gereift. Dieses Land hat sich einen Platz in meinem Herzen erobert, aber dennoch kann ich es kaum erwarten, meine Familie und meine Freunde in die Arme zu schließen. Es herrscht eine große Sehnsucht in mir.

Der Grund für meine Heimkehr könnte wohl kaum schöner sein. Eine Hochzeit.
Die Hochzeit meiner Schwester Katharina :)

Ich kann es kaum erwarten nach Hause zu kommen…


„… denn hier hast du das Fliegen gelernt.

Verlässt du das Nest, freust du dich umso mehr wiederzukehren!“




Bis demnächst!

Dein Andreas.



Samstag, 6. Juli 2013

Das rote Herz!



Erinnerst du dich?
Unser Campervan Juri wurde aufgerüstet! Wir wollten gewappnet sein!
Nützliche technische Ausrüstung wie Starterkabel, Wagenheber, Werkzeuge, Ölkanister und eine Notreserve an Benzin, wurde eingepackt. Ebenso statteten wir unser Fahrzeug mit Proviant aus: Ein Großeinkauf an Nahrung, sowie zwei große Tanks mit Trinkwasser wurden in unseren Campervan verladen. Ja, sämtlicher Stauraum wurde genutzt - Unser Juri war bis zum Platzen gefüllt.
Doch wozu? Keine langen Reden – ich will dich sofort ins Bilde bringen:
DAS OUTBACK!

Australiens rotes Herz!

Ja, die australische Wüste im Zentrum des Landes ist berühmt berüchtigt! Rote Erde, brütende Hitze und hunderte kilometerweit einfach nur NICHTS!
Sogleich drängt sich einem folgende Frage auf:
Wieso um alles in der Welt sollte man sich dieses „NICHTS“ als Reiseziel setzen?


Berechtigte Frage. Doch ironischerweise soll man genau in dieses NICHTS fahren, um ALLES zu entdecken – und das authentische Australien kennen zu lernen!

Céline, Alina und ich waren uns einig: Das Geheimnis des Outbacks sollte gelüftet werden.
Wir starteten unser Trip von der tropischen Ostküste in die dürre Mitte des australischen Kontinents und setzten direkt unser erstes Ziel: MOUNT ISA – das erste nennenswerte Dorf auf dem Weg in die Wüste! Fahrtzeit: 11 Stunden und 4 Minuten!
Unverblümt machten wir also sofort Bekanntschaft mit der gigantischen Weite und Dimension des Outbacks. Und das sollte nur der Anfang sein…
Kaum entfernten wir uns von der Küste wurde es leerer und trockener.
Das Gebiet gestaltete sich so, wie man sich das „NICHTS“ vorstellt:
Kein Berg oder Hügel erhebt sich aus der Landschaft. Die Erde ist komplett eben.
Es gibt keine Häuser oder Hütten – sofort wird einem deutlich, dass die Phrase „dünn besiedelt“ für das Outback wohl noch untertrieben ist.
Man schweift mit den Augen umher, doch alles was sich einem zeigt ist eine dörre Landschaft, die irgendwann mit dem blauen Himmel in weiter Ferne zu einer undeutlichen Suppe verschwimmt.
Ein solches Szenario ist rar: Der Horizont erstreckt sich über unzählige Meilen ohne Unterbrechung.
Vergleichbares hatte ich in meinem Leben noch nie gesehen, doch die Erscheinung der australischen Wüste wurde sogar noch perfektioniert:
Die Sonne brannte mit unglaublich großer Kraft auf dieses zähe Stück Land, unerbittlich und wunderschön zugleich.
Ja, vor unzähligen Jahren war die Gegend hier sozusagen die Spielwiese der Dinosaurier.
Nun erobern wir, Céline, Alina und ich, die Landschaft mit der roten Erde!
Unerbittlich fuhren wir Kilometer um Kilometer durch die Landschaft und trotzten der brütenden Hitze.
Plötzlich wurde die eintönige Landschaft von einem nicht alltäglichen Anblick durchbrochen:
Ein wilder Cassowary!
Der Riesenvogel tummelte sich am Straßenrand. Verrückt. Wütende Vögel dieser Art haben Menschen bereits getötet!

Doch nach dem Vorbild der 3 Musketiere schritten wir mutig und forsch voran.
Vermutlich lag es an unserer unwiderstehlich dominanten Körpersprache, dass wir keinerlei Angst verspürten. Oder eventuell auch daran, dass der Campervan uns einen unüberwindbaren Schutz lieferte!
Ich für meinen Teil bin vom ersten Grund überzeugt :)

Wir ließen uns nicht aufhalten und fuhren weiter und weiter eine Straße entlang, die scheinbar unendlich weit und ausschließlich geradeaus zu verlaufen schien.
Es gibt keinen Verkehr – so weit das Auge reicht ist meist kein anderes Fahrzeug zu sehen. Sollte man allerdings einem anderen Gefährt begegnen, dann wird sofort die Hand gehoben:
BUSCHGRUß. Das große Geheimnis dieser Wüste!
Was sich dahinter verbirgt? Es ist der große Brauch im Outback: Wie alte Bekannte grüßt man jeden entgegenkommenden Fahrer :) Man ist tatsächlich froh über jedes Gesicht das man sieht!
Ja, es gibt noch ein weiteres außergewöhnliches Merkmal auf den Straßen der australischen Wüste. Nicht selten kam es vor, dass man plötzlich am Horizont etwas entdeckt. Unaufhörlich kommt es näher und es wird größer und größer. Ein TRUCK!

Die LKWs in Deutschland kommen mir vor wie Spielzeugautos im Vergleich zu diesen RIESEN, die hier in der australischen Wüste durch die Straßen tuckern!
So war es nicht selten, dass ein solches Gefährt 53 Meter misst. DREIUNDFÜNFZIG METER!
Das Wort MONSTER-TRUCK bekommt für mich nun eine ganz neue Definition :)
Und glaub mir eines: Wenn ein solches Etwas auf dich zurollt, und unaufhörlich näher kommt, dann passiert es hin und wieder, dass sich ein recht flaues Gefühl in der Magengegend breitmacht. Manche nennen es Angst.

Trucks von solcher Masse können nicht einfach kurzerhand bremsen.
Unzählige Beweise dafür liegen am Straßenrand und kündigen sich meist mit einem modrigen Geruch an: Verwesung.
Überall am Wegrand sind Raben, die sich wie Aasgeier an den Kadavern laben:
KÄNGURUS
Ich weiß nicht, wie viele Tiere tagtäglich ihr Leben an einer Truckstoßstange verlieren.
Selbst nach tausenden von Kilometern durch das Outback kann man sich an den Anblick der leblosen Kängurus nicht gewöhnen.

Nun etwas anderes: Hast du dich schon einmal über den Benzinpreis beschwert? Ja?
Dann warst du vermutlich noch nicht im Outback, denn hier ist man froh, wenn man überhaupt eine Tankstelle findet! Sie sind rar.
Und sie können den Benzinpreis nahezu willkürlich festlegen. Warum?
Sie müssen keine Konkurrenz fürchten!
Ja, es ist wahr: Nur alle hundert Kilometer findet man ein verlassenes Häuschen an dem man seinen Tank füllen kann. Verlassen und abgeschieden, was man auch daran bemerkt, dass der Kassenzettel sogar teilweise noch von Hand geschrieben wird. Wie in guten, alten Zeiten. Ja, es gibt so manche bemerkenswerte und verrückte Erfahrung hier im Outback.
Noch eine Story gefällig? Einmal stattete ich einer rustikalen Kneipe einen Besuch ab. Das Besondere: Überall hingen Geldscheine an der Wand – jeweils mit einem Namen darauf.
Wieso? Weshalb? Warum?
Wer nicht fragt bleibt dumm!

Und so habe ich mich schlau gemacht: Früher haben Schafscherer ihren Namen auf eine Banknote geschrieben und an die Wand gepinnt. So konnten sie sich sicher sein, dass sie sich beim nächsten Besuch einen Drink leisten konnten. :)

Mit einem Schmunzeln im Gesicht machten wir uns wieder auf den Weg durch die Wüste – unaufhörlich ging es Tag für Tag auf der staubigen Straße geradeaus.
Es ist eine menschenleere Gegend, nur hin und wieder ein kleines Dörfchen. Oft sind es Städte, die im Goldrausch entstanden sind. Bergbau, Minen und Rodeo sind ein paar Stichworte, die die Städte beschreiben. Oft wird selbst jetzt noch nach Edelsteinen gegraben, und man wird eingeladen, selbst sein Glück zu versuchen!
Ach ja, interessant: Einmal waren wir in einer Siedlung, in der Werbung für ein Musikfestival gemacht wurde:
THE DIRT AND DUST FESTIVAL
Zu Deutsch ist es das „Dreck und Staub Festival“, und irgendwie sinnbildlich für das triste Outback! :)
Hin und wieder verlief ein Teil unseres Weges parallel zu einer einsamen Eisenbahnlinie. Ein idyllisches Bild.
Und nach und nach spürt man die Auswirkung des Outbacks auf einen, es äußert sich eine innerliche Zufriedenheit: Die staubige und trockene Erde zügelt die Unruhe des Alltags :) Das Wüstenherz Australiens beruhigt das Gemüt merklich :)

Das Einzige, das einen etwas aus der Ruhe bringen könnte, ist folgendes:
Schilder! Ja, überall im Outback sind Schilder aufgestellt, die die aktuelle Buschbrandgefahr anzeigen.
Ich war geschockt:
FIRE DANGER RATE TODAY

VERY HIGH!
Nicht selten waren die Bäume und Sträucher am Wegrand schwarz. Der lebendige Beweis: Die Buschfeuer sind allgegenwärtig und höchst gefährlich! Ganze Gebiete sind bereits den Feuern zum Opfer gefallen und schon eine kleine Unachtsamkeit mit offenen Flammen kann ein Desaster auslösen!
Ich konnte es nicht glauben, aber plötzlich war es soweit:
FEUER!
Der Geruch stieg mir während der Fahrt in die Nase, sofort waren wir uns sicher: ES BRENNT!
Kurz darauf konnten wir bereits die dicken Rauchschwaden über den Büschen neben der Straße entdecken. Wir drosselten das Tempo unseres Vans und sofort sah ich die lodernden Flammen. Ich konnte es nicht glauben: Ein Buschfeuer. Direkt neben uns.
Sofort stellte ich mir die Frage: Was ist zu tun?

Doch bevor wir zur Tat schreiten konnten sahen wir bereits die Feuerwehrautos in unmittelbarer Nähe. Jedoch machten sie keine Anstalten, das Feuer zu löschen.
Was spielt sich hier ab? Ich kann euch die Antwort geben:
„Kontrollierte Buschbrände“ wird das genannt. Unter den wachsamen Augen der Feuerwehr ist das hier in der Region scheinbar üblich. Die spinnen, die Australier :)
Ja, die Sonne brennt täglich. Und hinterlässt ihre Spuren nicht nur auf den Pflanzen!
Auf der Straße entdeckt man des Öfteren ein Schild, das auf einen Bach hinweist.
Doch das Verrückte: Wasser haben wir bislang keines gesehen, sie sind ausgetrocknet – und zwar OHNE AUSNAHME!

Ja, nach und nach lernt man das Outback besser kennen, die ausgedörrte Wüste!
Es gibt nicht viele menschliche Wesen in der Gegend, doch die Vorhandenen werden unglaublich zusammengeschweißt! Ich erinnere mich: Nach langer Fahrt haben wir uns für eine Pause in einer kleinen Parkbucht entschieden :) Das nächste Auto spekulierte, dass wir ein Problem mit dem Auto hätte, sofort wurde uns Hilfe angeboten!
Wunderbar. Im Outback – Mitten im Nirgendwo muss man zusammenhalten, sonst ist man verloren!

Einmal hätten wir fast Hilfe gebraucht. Ich erinnere mich nur allzu gut, als ich hinter dem Steuer saß und plötzlich etwas aus dem Augenwinkel auf die Straße kommen sah.
VOLLBREMSUNG!
Kein Zweifel: Wir haben es erwischt. Es ist uns ins Auto gehüpft: Ein kleines Känguru.
Der Schock saß bei Céline, Alina und mir tief. Sofort stiegen wir aus um die Lage zu checken, doch es hatte sich bereits aus dem Staub gemacht. Auch unser Juri hatte keinerlei Schaden und so kamen alle Beteiligten mit dem Schrecken davon.

Wir nutzten meist das Tageslicht, um die größtmögliche Distanz hinter uns zu bringen, und sobald es anfing dunkel zu werden, suchten wir uns einen Schlafplatz.
Abenteuerlich muss man hunderte von Kilometer die Augen offen halten und ist froh, wenn man im unendlichen NICHTS eine einfache Parkbucht findet.
Sofort setzten wir den Blinker und wollten in die kleine Ausbuchtung einbiegen. Zunächst konnten wir nichts erkennen, denn im Outback gibt es keinerlei Lampen.
Der Wind pfiff und es war stockdunkel. Unheimlich.
Im Scheinwerferlicht erspähten wir einen anderen Campervan in der Parkbucht, die Türen weit geöffnet :) YAY, scheinbar sollten wir nicht die einzigen Reisenden hier sein :)
Sofort parkten wir uns hinter den anderen Campervan und unser Lichtkegel richtete sich auf den geöffneten Kofferraum…
SCHOCK.
Das Blut in meinen Adern gefror. Was war passiert? Statt fröhlichen Reisenden konnten wir nun erkennen, was uns die Dunkelheit verschwieg: Ein Bild der Verwüstung. Fenster waren eingeschlagen. Er war komplett ausgeräumt. Die Vorhänge waren heruntergerissen, eingetretene Bretter lagen im Innenraum des Vans und überall lagen Glasscherben. Ich konnte meinen Augen kaum trauen, und dann verschlug es mir die Sprache. Im zerstörten Innenraum des Vans lag…
…eine Zahnbürste.
Ja, dieses Ding verstörte mich vollkommen: Wo ist der Besitzer? Was ist hier geschehen?
Céline, Alina und ich schauten uns an, und verständigten uns ohne Worte: Sofort setzten wir uns zurück in unser Auto und suchten das Weite.

Der Schock saß tief und ab dieser Erfahrung wurden unsere Schlafplätze mit größter Sorgfalt ausgewählt:
Als wir durch ein kleines Dorf gefahren sind, haben wir eine Art Schrottplatz gefunden. Unzählige Autos standen dort und sofort schmiedeten wir einen cleveren Plan:
Wir stellten uns inmitten dieser Wracks, keine Menschenseele wird uns dort vermuten.
So verbrachten wir die Nacht auf einem Schrottplatz, zwischen Metall und Ziegen.
Ziegen? Ja, richtig gehört :) Eine Ziegenfamilie nannte diesen Ort ihr Zuhause und so wachten wir am nächsten morgen zwischen einer großen Menge grasender Ziegen auf.
Interessante Erfahrung!

Leider kann man nicht jeden Tag in einem Ziegenwohnzimmer verbringen, dennoch war es nicht das letzte Mal, dass wir eine TIERISCHE Nacht hatten :)
Einmal konnten wir einen Truckparkplatz ausfindig machen: Neben diesen 53 Meter langen MONSTERN parkten wir unseren kleinen Van wie einen Fremdkörper.
Psssst, im Vertrauen gesagt: Unser Campervan Juri fühlte sich vermutlich wie ein Lilliputaner in einem professionellen Basketballteam!
Doch zwischen diesen riesigen Trucks fühlte sich unser Juri geschützt, behütet und einfach nur TIERISCH wohl.

Das lag vielleicht auch daran, dass der Truck nebenan Kühe geladen hatte. Doch nicht nur ein oder zwei Tiere, nein.
Stell dir vor: 53 Meter konzentrierter Kuhgeruch! Diese „frische Landluft“ bereitete sich sofort in unserem Juri aus und wir sind innerhalb von Sekunden in tiefen Schlaf gefallen :)

Da sind wir nun also: Die Nacht im Outback!
Kaum geht die Sonne unter, sinkt das Thermometer fast innerhalb von Minuten. Ja, tagsüber ist es brennend heiß, nachts dagegen herrscht eine klirrende Kälte in dieser Wüste.
Doch erst wenn die Sonne untergeht und man sein Lager für die Nacht aufschlägt, lernt man das Outback von einer ganz anderen Seite kennen – eine Seite mit unglaublicher Schönheit:
Nach einem langen und harten Tag auf der Straße wird man mit einer stillen Nacht und unendlich vielen Sternen belohnt.
Stell dir vor: In einem Umkreis von 100km ist NICHTS um dich herum. Im Outback gibt es keinerlei störende Lichter – Das einzig leuchtende ist der Himmel!
Ja, kein Stern bleibt einem verborgen, man kann sie in ihrer ganzen Pracht bewundern.
Es war traumhaft. Ich muss zugeben:
Noch nie in meinem Leben habe ich einen schöneren Sternenhimmel gesehen!
Glaub mir: Es ist wunderbar unter dieser Pracht zu campen. Ja, am allerliebsten bin ich nachts aufs Klo und habe unter der Beleuchtung dieser Sternendecke das Wasser gelassen :)
ABER: Es ist ein anderer Himmel als der über Deutschland, Australien ist auf der südlichen Hemisphäre. Anfangs suchte ich vergeblich den Nachthimmel ab. Ich will es euch nicht verschweigen, halte dich fest:
Solltet ihr je nach Australien kommen, dann seid gewarnt:
Es gibt KEINEN großen Wagen!
Allerdings warten völlig andere, neue Sternkonstellationen :) Die nur darauf warten gesehen zu werden :)

Ja, so plätscherten die Tage dahin. Die unendlichen Tage durch die Wüste glichen einer Odyssee. :)
Tausende Kilometer legten wir zurück, doch in den mehrstündigen Fahrten kam keine Langeweile auf, nein. Im Gegenteil: Unruhig und nervös rutschte ich auf meinem Hinterteil auf dem Sitz herum. Ich lauschte jedem Wort das aus unseren Lautsprechern drang. Wieso?
DIE DREI FRAGEZEICHEN!
Tagtäglich liefen bei uns die unglaublich fesselnden Hörbücher mit den Geschichten über die drei Detektive. Guten Gewissens kann ich empfehlen:
Die Kinder-Krimis taugen auch für über 14-Jährige! :)

Gerne habe ich mir die Zeit auch mit dem Himmel vertrieben: Mit einer Menge Kreativität kann man die interessantesten Motive in den Wolken erkennen, das lässt die Stunden wie im Flug verstreichen :)
Doch wenn man hinter dem Steuer sitzt, dann kann man die Wolkenbilder leider nicht genießen. Glaub mir, es ist hart wenn es auf einer kerzengerade Straße stundenlang geradeaus geht. Ja, ohne Gegenverkehr und mit stets gleich bleibender Geschwindigkeit gerät man leicht in Versuchung, nicht die volle Aufmerksamkeit der Straße zu widmen.
Doch diesen Fehler darf man nicht machen:
Man muss IMMER konzentriert sein!
Sollte man ein Känguru anfahren, dann kann der Trip durch das Outback innerhalb von einer Sekunde mit einem Totalschaden enden.

Doch nicht nur hüpfende Kängurus tummeln sich hier auf den Straßen, nein.
Einmal konnten wir das Auto in letzter Sekunde bremsen: Eine Riesenschlange hatte es sich auf der Straße bequem gemacht. Sie räkelte sich auf dem warmen Asphalt und genoss die Abendsonne. Ein kurzer Blick reichte: Sie ist für den Menschen tödlich!
Somit fiel die Variante „Die Schlange von der Straße hieven“ raus, dennoch versuchten wir sie vor heranpreschenden Autos zu retten: Mit einem Stück Hackfleisch wollten wir sie in das Gras neben der Straße locken, leider vergeblich.


Wenige Tage später sahen wir plötzlich ein riesiges Etwas neben unserem Auto entlang galoppieren:
EIN WILDES KAMEL!

Doch nicht nur das, nein. Einmal wurden wir sogar Opfer eines Überfalls:
Dir verschlägt es die Sprache? Zu Recht, ich werde es berichten:
Als wir auf einem Campingplatz die Nacht über verbracht haben, fehlte am nächsten Morgen plötzlich ein Flip Flop, den wir vor dem Auto platziert hatten.
Der Übeltäter? Ein Dingo!
Dieser Wildhund hatte es tatsächlich auf unsere Fußbekleidung abgesehen und hat ihn in das abgelegene Gras gezerrt. Am nächsten Morgen schaute er uns aus dem Gebüsch frech und unwissend an. Das gesamte Frühstück beobachtete er uns und schlich um unser Auto rum. Als wir dann schließlich mit dem Auto aufgebrochen sind, hat er sich aus dem Gebüsch auf den Weg gemacht und uns doch tatsächlich verfolgt: Mit ganzer Kraft sprintete er unserem Juri nach und wollte sich
den Flip Flop vermutlich zurückerobern :) Erfolglos :)
Genüsslich winkten wir ihm zu und setzten unsere Fahrt fort :)
Wie du siehst ist es wahr:
Die Wüste lebt!
Doch es kommt noch besser: Hier gibt es nicht nur abenteuerliche Tiere, nein. Zunächst konnten wir unseren Augen kaum trauen, aber es ist wahr: In der Wüste gibt es KATZEN!
Richtig gehört! Des Öfteren sahen wir ein solches Tier durch die Gegend schleichen, vermutlich auf der Jagd nach Mäusen. Ich hatte ein wenig Mitleid, sie müssen sich das Mausvorkommen im Outback schließlich mit den zahlreichen Schlangen teilen :)
Ach ja: Manchmal dachte ich tatsächlich ich wäre im Allgäu!
Kühe und Rinder grasen direkt am Straßenrand des Highways. Man muss sie nahezu im Schritttempo passieren. Warum? Es gibt keine Aufsicht, keine Zäune! Sie spazieren eigenwillig über die Straße, schauen nebenbei frech ins Auto und bleiben gern auch mitten auf der Straße stehen. Du kannst dir vorstellen: Hin und wieder geht das ins Auge.
Du erinnerst dich an die MONSTERTRUCKS? Selbst Kühe machen hin und wieder Bekanntschaft mit der Stoßstange.

Ja, selbst wenn man denkt, dass man das Outback mittlerweile kennt, wird man überrascht.
Wir fuhren genüsslich unseren Weg auf dem „Barkly Highway“ oder auch gerne „ROUTE 66“ genannt, als plötzlich ein riesiger Tumult auf der Straße vor uns auftauchte.
Unzählige Menschen auf der Straße, begleitet von mehreren Polizeiautos:
STRAßENKONTROLLE
Ja, wahrhaftig: Mitten im Nichts hatte sich ein Polizeitrupp positioniert um ALLE vorbeikommenden Autos aus dem Verkehr zu ziehen. Sie wollten keine Zweifel lassen und führten die ganze Palette durch:
Fahrzeugpapiere, Registrierung des Autos, Führerschein, Alkohol wurde getestet und selbst ein Drogenhund wurde uns auf den Hals gehetzt!
Das komplette Auto wurde gecheckt: Der Hund stellte den Van auf den Kopf, riss unseren Vorhang von der Stange und schnüffelte nebenbei an allen erdenkbaren Stellen unseres Autos nach Drogen. Das Einzige, was er finden konnte, war die Portion Spaghetti, die noch vom Mittagessen an der Seitentür platziert war. :)
Allerdings konnten WIR nach der Kontrolle etwas finden: Und zwar HUNDEHAARE!
ÜBERALL! Ich muss zugeben: Unser Bett im Campervan glich nach der Aktion eher einem Hundekorb als einem gemütlichen Platz für die Nacht. Nun gut.
Höflich wie wir sind verabschiedeten wir uns, während einer der Polizist den Hund für seine beherzte Suchaktion belohnte. Ich musste lachen.

Wir setzten unsere Fahr fort. Wir hatten bislang jede Tankstelle genutzt, da man nie wissen konnte in welcher Entfernung sich die nächste Filiale befindet. Dennoch sank die Treibstoffanzeige unaufhörlich und es war keine Tankstelle in Sicht. Kilometer um Kilometer wurde unser Benzin weniger.
Aktueller Zwischenstand: Keine Tankstelle, kein Handyempfang.
Ein wenig Nervosität machte sich breit. Doch glücklicherweise profitierten wir von unserer ausgeklügelten Vorbereitung auf diesen Outbacktrip! :) Wir hatten ein solches Szenario bereits in Gedanken durchgespielt und daher hatten wir einen Ersatzkanister mit Benzin besorgt. Die Reserve sollte uns noch ein Stück weiterbringen und so hofften wir, dass sich die nächste Tankstelle in unmittelbarer Nähe befindet!
Die Nacht brach herein und wir legten uns schlafen. Es war ungewiss, was der folgende Tag bringen wird. Unweigerlich stellte ich mir die Frage:
Was passiert, wenn uns das Benzin ausgeht?
Ich flüchtete in positive Antworten: Wenigsten können wir dann bei Tageslicht auf das nächste Auto warten :)

Früh am morgen setzten wir dann unsere Suche fort und wie sagt man so schön?
Wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo eine Tankstelle her :)
Ich hätte nie im Leben vermutet, dass sich die Suche nach einer Tankstelle einmal derart abenteuerlich gestalten kann. Ja, ES WAR SPANNEND – wir kamen regelrecht ins schwitzen!

Schwitzen? Schweiß? Stinken? Gestank? Stinkender Gestank?
Da wir gerade beim Thema sind: Duschen sind in der Wüste recht selten!
Tagelang konnten wir uns nicht waschen und dementsprechend fühlten wir uns auch:
STINKIG – Ja, ich denke dieses Wort trifft den Nagel auf den Kopf!

Doch plötzlich tat sich eine Oase auf: MATARANKA!
Eine heiße Thermalquelle :)
Inmitten von Palmen und tropischer Vegetation sprudelt das sanfte, kristallklare Wasser aus dem Boden!
Es war wie eine andere Welt!
Eine Wohltat, den roten Staub und Dreck der letzten Tage abzuspülen! Ein Traum, dort ein Bad zu nehmen und die von den langen Fahrtzeiten der letzten
Tage ermüdeten Körper, zu erfrischen :)
Wir begaben uns gerade in das 34°C warme Wasserloch, als plötzlich 3 große Kängurus an uns vorbeigehüpft sind :)


Dann ging unsere Tour weiter zum „Katherine Gorge National Park“!
Der Park bietet 13 tiefe Schluchten mit teilweise 70 Meter hohen Sandstein-Felswänden!
Da wir alte Naturfreunde sind, ließen wir uns zu einer Wanderung hinreißen :)

Sogleich ging unsere Tour zum „Litchfield National Park“ und kaum hatten wir den Park betreten, bot sich uns ein Schauspiel der Natur:
EINE KATHEDRALE! EIN PALAST!

Der Termitenhügel war erstaunlich: Über einen Zeitraum von über 50 Jahren wurde diese
5 Meter hohe Festung geschaffen!
Majestätisch ragt der Hügel in die Höhe und sofort habe ich den Termiten gehuldigt, weil sie so gute Architekten in ihren Reihen haben!
Wäre ich eine Ameise, dann würde ich gerne mal in eine Termiten-Wohnung ziehen.
Sofort schoss mir eine Frage in den Kopf:
Denkt ihr die Termiten werden sie einmal vermieten?
Zunächst war ich belustigt und vergnügt über mein kleines Wortspiel, dann allerdings hatte ich eine bittere Erkenntnis:
Die deutschen Ameisen können sich gerne mal ein SCHAIBLE abschneiden von dieser beachtlichen Leistung! Denn Termiten sind kaum größer als die Ameisen zu Hause!
 
Doch sämtliche Krabbeltiere wurden sofort aus meinen Gedanken gespült, denn wir entdeckten im National Park das BULEY ROCKHOLE!
Ein kleiner Wasserfall, an dessen Ende sich traumhafte Blubberblasen bilden!


Vom Litchfield National Park ging unser Trip nach Darwin, bis an die nördliche Küste!
Wir genossen ein wenig Zeit in der Zivilisation und begaben uns dann sofort wieder zurück in das Outback! Ich hatte mich in die Wüste verliebt!

Nächstes Ziel: Die DEVILS MARBELS!
Riesige Gesteinskugeln aus Lava, die wackelig übereinander liegen! Verrückter Anblick, wenn man überlegt dass die Natur ein solches Bild schaffen kann!
Die Aboriginies, australische Ureinwohner, nehmen
allerdings an, dass es sich hier um die
Eier der Regenbogenschlange handelt.
Hätte ich Einen getroffen, dann hätte ich ihm natürlich verraten, dass er diesen Quatsch nicht glauben braucht. Nun gut.

Wir bereiteten das Lager für die Nacht. Da wir uns überraschenderweise an einem Ort befanden, an dem Lagerfeuer erlaubt sind, nutzten wir die Chance:
Mit Kevin, einem Freund von uns, ging ich Holz sammeln und mit zwei anderen Reisegruppen starteten wir einen lässigen Abend an der Feuerstelle mit Gitarre :)


Am nächsten Tag hieß das Ziel: KINGS CANYON!
Die riesige Schlucht mit knapp 100 Metern imponiert ganz mächtig!
Ein kleiner Fluss zieht sich durch das Tal und da die riesigen Felswände mit ihrem Schatten ein gutes Klima schaffen, können am Fuße des Felsen saftig grüne Pflanzen gedeihen.
Liebevoll trägt dieser Grünstreifen den Namen THE GARDEN OF EDEN!


Zu Fuß erkundeten wir das Gebiet an der Schlucht, bestiegen die
Felsen, bis wir plötzlich auf eine völlig verstörte Frau trafen. Sie war nervös und völlig außer sich – und hatte bereits einen Notruf abgesetzt:
Ihr Kind hatte sich in einem unbemerkten Moment davongeschlichen und sich auf Klettertour begeben. KLETTERTOUR – höchst gefährlich und nun ist es soweit:
Er hängt an einer Felswand fest.
Der Ranger war bereits unterwegs um Hilfe zu leisten, die Mutter war indes damit beschäftigt ihr Kind zu beruhigen.
Schockierend. Doch ich will dich nicht länger auf die Folter spannen:
Das Kind konnte geborgen werden und beide verließen glücklich und zufrieden die Schlucht.
Doch diesen Tag werden sie vermutlich nie vergessen…

Wir hatten keine Probleme mit Kletteraffen und so setzten wir unsere Tour durch Zentralaustralien fort. Doch dann wurde uns plötzlich ein Stein in den Weg gelegt.

Ein Stein. 348m hoch!
Und bekannt als eines der größten australischen Wahrzeichen.
Der ULURU

AYERS ROCK
MASSIV. Tatsächlich ist er 3 Kilometer lang und 2 km breit!
Ungläubig betrachtet man diesen riesigen roten Felsen, der sich aus der Erde erhebt!
Sofort versteht man, warum dieser Ort hier eine Pilgerstätte ist. Ein beeindruckendes Bild!
Wir starteten eine Erkundtungstour und entdeckten alte
Höhlenmalereien von den australischen Ureinwohnern an der Felswand.
Dann ging es los: KLETTERTOUR!
Ich wollte es mir nicht nehmen lassen, den extrem steilen Aufstieg zum Uluru zu wagen!
Ja, es war ein Kraftakt, den Berg bis zur Spitze zu besteigen. Aber der Aufwand lohnte sich allemal:
Das Outback und seine unendliche Weite lagen unter uns. Das große NICHTS von oben zu begutachten, war ein ganz neues Bild. Imponierend!
Nun etwas anderes: Im Outback hat man in der Regel keinen Empfang, Handys sind nahezu nutzlos. Auch in dieser Hinsicht ist der Uluru etwas ganz Besonderes: VOLLER HANDYEMPFANG!
Ich konnte es kaum glauben, aber an der obersten Spitze des 348m hohen Felsen hatte ich tatsächlich vollen Empfang! :) Noch nie im Outback war das Funknetz dermaßen gut und so zücken alle Menschen sofort ihr Smartphone und posten ihren Besuch auf dem Uluru sofort auf Facebook.
Doch ich will kein Heuchler sein: Auch ich fügte mich in dieses Verhalten :)

Nachdem wir dann den beschwerlichen Weg auf den Boden zurückgelegt hatten, suchten wir uns einen guten Spot, um den Uluru im Blick zu haben. Wir machten uns bereit:
Der Sonnenuntergang
Selten habe ich einen schöneren Sunset erlebt als hier beim Uluru.


Es scheint, als würde der gesamte Felsen glühen, oder als würde er von einer gigantischen Glühbirne im Inneren zum leuchten gebracht.




Während des gesamten Sonnenuntergangs leuchtet der Uluru in verschiedenen Farben auf. Das Farbspektrum reichte von lila über gelb, orange und rot. Gegen Ende färbte er sich schwarz. Wunderschön anzusehen.

Nach diesem Highlight machten wir uns auf den Weg Richtung Adelaide, die Stadt an der südlichen Küste des Landes.
Unsere Essensvorräte waren vom langen Outback erschöpft, doch nach weiteren langen und anstrengenden Tagen konnten wir unser Ziel erreichen.
Plötzlich waren wir uns bewusst: Wir hatten das Outback geschafft!
Die Zahl des Tages lautet:
6431
In etwas über zwei Wochen haben wir eine Distanz von 6431 Kilometern zurückgelegt.
Ich möchte hiermit meinen offiziellen Dank aussprechen:
DANKE JURI! DU BIST DER BESTE!
Unser treuer Campervan Juri. Wir haben ihm so viel zu verdanken! 6431km!
Eine unglaubliche Strecke! Zum Vergleich:
Mit dieser Kilometeranzahl kannst du vom nördlichsten bis zum südlichsten Punkt Deutschlands fahren – SIEBEN MAL!
Dieser Trip war auch für unser Reiseteam eine große Prüfung!
Stell dir vor: Du bist tagtäglich mit zwei Menschen knapp 12 Stunden auf engstem Raum.
Ja, das ist nicht mit jedem Menschen möglich.
Danke, Céline und Alina. Danke.

Das Outback. Nach und nach wurde uns deutlich, dass eine Tour durch die Wüste wohl einer der grandiosesten Roadtrips Australiens ist!
Ja, die Autofahrt durch das Outback war ein Risiko. Sie steckte voller Herausforderungen: Riesige Entfernungen, schwieriges Terrain, und die heißen Temperaturen gestalteten die Reise nicht immer angenehm.
Doch nun habe ich ein Gefühl für die australische Landschaft und die unfassbare Größe des Landes. Das Outback, diese mystische Gegend, ist vermutlich die lohnendste Art den australischen Kontinent in seiner ganzen Schönheit kennen zu lernen.

Und es ist eine ebenso wunderbare Art, sich selbst ein Stück besser kennen zu lernen.

Dein Andreas

vom anderen Ende der Welt.