Freitag, 8. Februar 2013

Der fliegende Oberschwabe!



Ladies and gentlemen, boys and girls, children of all ages!
Brought to you by Silvers Grand Magic Circus:
The attraction you’ve all been waiting for…

HEIß ANGEKÜNDIGT! Eine neue Attraktion?
Ja. Es gibt eine sogar eine BRANDNEUE Attraktion in unserem Zirkus.
Sagte ich IN unserem Zirkus? Falsch.
Diese Attraktion lässt schon VOR dem Zirkuszelt auf sich warten. Und lässt bereits echte Zirkusstimmung aufkommen, wenn man unser Zelt noch gar nicht betreten hat.

Hört sich spannend an. Doch was verbirgt sich denn nun dahinter?

THE FLYING TRAPEZE!

Wer würde denn nicht gerne mal sein Talent in Sachen „Zirkusakrobatik“ ausprobieren?
Vermutlich jeder hat den Traum.
Unser Zirkus hat nun in Kooperation mit dem „FLYING TRAPEZE CENTER AUSTRALIA“ diesen Traum zur Realität gemacht.
Und so wurde in Rosebud dann zum ersten Mal die „Flying Trapeze School“ vor unserem Zirkus aufgebaut.
Die Trainingsanlage seht ihr auf diesem Bild – das war der Standort in Rosebud.


„Have fun, get fit, learn to fly“
Das ist ihr Werbeslogan.
Man kommt ins träumen:
„Fliegen lernen“!
Hört sich attraktiv an, das würde man liebend gerne mal ausprobieren.
Das hat sich damals der „Schneider von Ulm“ gedacht und auch ich hatte nun nahezu dieselbe Vision wie er:
Ich wollte mein Glück versuchen! :)
Doch wird mein Vorhaben unter einem besseren Stern stehen als sein Versuch damals? Wir werden sehen :)

Zunächst plauderte ich mit den Experten des „Flying Trapeze“!
Sie haben ihre Wohnwägen nun auch bei den unseren stehen, und so kam ich mit ihnen ins Gespräch. Ein wenig gequatscht und tadaaaa: Schon hatte ich eine Einladung für eine Trainingsstunde!

Der erste Schritt war gemacht. Dann ging es in die heiße Phase:
Mentale Vorbereitung, dann Sportoutfit angelegt und schließlich machte ich mich zielbewusst auf den Weg zum Trapez!
Zielbewusst? Ist ja fast noch untertrieben :)
Man hätte meinen können, ich mache mich gerade auf den Weg um die Goldmedaille bei den olympischen Spielen zu gewinnen!
Aber gut. Soweit war es noch nicht. Erstmal stand meine erste Trainingsstunde auf dem Plan.
Ein guter Anfang war allerdings geschaffen, denn wie gesagt: Meine Körpersprache war schon mal olympiareif :)

Aber entgegen der ganzen Vorfreude wurde nicht direkt „losgeflogen“.
Eine gute Vorbereitung muss eben sein:
Zunächst staubige Theorie und im Anschluss daran „Trockenübungen“ um optimal vorbereitet zu sein.

ABER DANN WAR DER MOMENT DER WAHRHEIT ANGEBROCHEN – Der erste Flug.
Ich kletterte den langen Weg auf der Leiter entlang nach oben zur Plattform, die sozusagen zu meiner „Abflugsrampe“ werden sollte.
Und um noch mal auf die olympischen Spiele zurückzukommen:
In der Disziplin „Nervenflattern“ hätte ich vermutlich die Goldmedaille abgeräumt :)


Dann machte ich mich bereit: Laut Theorie muss man sich an den äußersten Rand der Plattform stellen. WAHRHAFTIG an den äußersten Rand:
Die Zehen müssen aus der Plattform hinausragen– sprich: Sie sind bereits in der Luft.
Bereits der erste ADRENALINKICK. Dann der große Moment des Absprungs.

Und ein unglaubliches Gefühl von Freiheit. Man spürt den Luftzug an sich vorbeiziehen.
Und im Kopf ist genau ein Gedanke – hinterlegt mit einer allzu bekannten Melodie:

I BELIEVE I CAN FLY!
I BELIEVE I CAN TOUCH THE SKY!

Ja, alles Adrenalin in meinem Körper hat sich vermutlich innerhalb von Sekundenbruchteilen in  Glücksgefühle verwandelt.
Anders kann ich mir diese Freude nicht erklären :)
Als ich dann wieder festen Boden unter den Füßen hatte fühlte ich mich ein wenig wie „Prinz Eisenherz“. Mit stolzer Brust schaute ich zurück auf den bezwungenen Gegner:
Ich hatte das Flying Trapeze geschafft :)

Und diese Freude blieb eine gefühlte Ewigkeit erhalten.
Als sich der Tag dann dem Ende neigte, habe ich mit diesem Erfolg im Rücken vermutlich einen neuen Rekord im „flink einschlafen“ aufgestellt :)

Die Tage vergingen und sobald sich zwischen den Zirkusshows etwas Zeit ergab, setzte ich alles daran, eine weitere Trainingsstunde auf dem Flying Trapeze zu absolvieren.
Mit Erfolg :)
Und so hatte ich die Chance, neue Tricks einzustudieren – sogar ein sogenannter „Catch“ ist mir gelungen.
Wie auf dem Bild zu sehen ist noch eine weitere Person in diesen Trick involviert, die mich in der Luft mit den Händen fängt :)

Ach und weißt du, was ein besonderer Nervenkitzel ist?
Stell dir vor, die absoluten Profis auf dem Trapez sehen dir zu. Ja, hin und wieder schauten nämlich nicht nur die Übungsleiter, sondern auch die Performer unserer Show bei der Trainingsstunde zu.
Puh, die kritischen Augen der Experten - das ist natürlich eine Herausforderung!
Aber ich ließ mich nicht abschrecken, sondern ließ mir gerne Tipps geben: So konnte ich meine Fähigkeiten weiter ausbauen :)
Und im Laufe meines Trainings hatte ich dann eine Erkenntnis.
Es ist nicht die Art von „Lebenserkenntnis“, die mich einen riesigen Schritt in meiner Persönlichkeit voranbringt, nein. Es ist eher eine Erkenntnis der „etwas anderen Art“.
Denn:
Ich wäre gerne in Holland geboren.

Ja. Ehrlich. Du fragst dich jetzt vielleicht:
Ein HOLLÄNDER? Er muss beim Training auf seinen Kopf gefallen sein! Oder bekommt ihm etwa die australische Sonne nicht gut?

Ich kann euch beruhigen. Ich bin bei klarem Verstand :) Aber stellt euch nur mal eines vor:
Andreas Schaible – alias der „FLIEGENDE HOLLÄNDER“ :)
Aber nun gut – Schluss mit der Träumerei.
Der „fliegende Oberschwabe“ hat schließlich auch seinen Reiz und man muss sich auch mal zufrieden geben. :)

Du willst die „Flugkünste“ sehen? Am besten als Video?

BÜHNE FREI für den „FLIEGENDEN OBERSCHWABEN“:




So. Video gesehen? Du musstest ein wenig lachen? Nun gut.
Das waren eben die Flugkünste des „Schneiders von Baustetten“ – und die weiche Landung :)
Weißt du was? Ich für meinen Teil bin froh, dass wir keine Jury hatten!
Stellt euch vor: Haltungsnoten auf einer Skala von 1 bis 10.
Puh, ich will gar nicht daran denken.
Vermutlich hätten sie noch Antrag auf eine Skala im Minusbereich gestellt :)

Aaaber mittlerweile habe ich meine Fähigkeiten gesteigert und nun gelingt mir sogar der Absprung vom „Catch“ zurück zur ersten Stange und nahezu habe ich bereits den nächsten Schritt geschafft: Die Rückkehr zur Plattform :)
Aber man muss sich ja Ziele bewahren im Leben!



So. Und nun gehen wir von der luftigen Attraktion VOR dem Zirkuszelt in eine große Attraktion, die sich INNERHALB unseres Zeltes abspielt:
Ich möchte euch von unseren FOOTBALL DOGS berichten!
Football Dogs? Ja, diese Hunde können Football spielen!
Und sie erfreuen sich großer Beliebtheit: Football ist DER Sport in Australien :)

Und ihre Show ist nicht nur für Hunde- und Sportliebhaber ein absoluter Leckerbissen:
Nein. Jeder der ihren Auftritt sieht, wird sie wohl in Erinnerung behalten:
Aufgeteilt in 2 Teams stürmen sie in unserer Show auf die Bühne und gehen auf Torejagd.
Sagte ich „aufgeteilt in 2 Teams“? Ja, die Hunde tragen Trikots!
2 Teams – 2 Rivalen der australischen Football-Liga:
Hawthorn VS Collingwood!
Schnell sind auch auf den Zuschauerrängen zwei Parteien entstanden, die ihre jeweiligen Teams anfeuern!
Und so ist die Stimmung bei den Zuschauern am brodeln und wird im Laufe des Matchs immer mehr aufgeheizt.

Hawthorn und Collingwood sagt dir nichts? Dann stell dir vor, die Hunde würden Trikots des FC Bayern und des VFB Stuttgart tragen.
Ja, ehrlich, da werden echte Männerfreundschaften auf die Probe gestellt :)

Wie erwähnt: Die Football Dogs sind der echte Knaller!

Und aus diesem Grund wurde selbst das australische Fernsehen auf unsere Zirkusshow aufmerksam!
Ein Kamerateam mit voller Ausrüstung und Montur stattete unserem Zirkus einen Besuch ab.
Sie bereiteten alles für ihre Drehaufnahmen vor, bauten ihre Kamera auf und haben somit während unserer Zirkusshow gefilmt.
Das war selbst für mich als „Clown Augusto“ aufregend. Man hat schließlich nicht jeden Tag ein Kamerateam des australischen Fernsehens in der Vorstellung und so war es ein großer Ansporn, mich von meiner besten Seite zu zeigen :)
Es war absolut klasse und ich habe das Clowning total genossen :)


Dann war der Auftritt der Football Dogs an der Reihe:
Wieder einmal stürmten sie auf die Bühne um die Zuschauer zu begeistern!
Was ist eigentlich ihr Spielgerät? Ein normaler Football?
Nein. Die Hunde wurden auf Luftballons trainiert.
Sprich: Im Schnitt brauchen sie im Laufe ihres Auftrittes ungefähr 6 neue Spielbälle, da ein Luftballon natürlich nicht unzerstörbar ist! :)
Und das ist direkt die fließende Überleitung zu meiner Aufgabe:
Ich bin dafür verantwortlich, den neuen Ball wieder in den Spielbetrieb zu bringen.
Sprich: Auch ich bin auf den Fernsehaufnahmen zu sehen :)

Direkt nach der Show haben sie dann ein Interview mit Hundetrainer und Dresseur Michael Harrison im Zirkuszelt geführt.
Die Drehaufnahmen ließ ich mir natürlich nicht entgehen :) Es war interessant :)

Dann wollten sie für ihre Dokumentation weitere „Spielszenen“ der Hunde aufnehmen und so kam auch ich noch mal zum Einsatz.
Da nun keine Zuschauer anwesend waren, konnte sich das Kamerateam „mitten im Spielbetrieb“ aufhalten und dort ihre Aufnahmen „hautnah“ machen.
Aber ihr müsst wissen: Die Hunde machen auf der Jagd nach dem Luftballon hohe Luftsprünge! Gut, an sich wäre das ja kein Problem :)
Aber wenn ihr euch dann aber dazu die Position des Kameramanns auf dem Bild rechts anseht, könnt ihr vielleicht kombinieren, was wohl die logische Folge sein wird. Was wird passieren?
Nun, Sherlock Holmes? Eine Idee?
Kannst du die zwei Puzzleteile zu einem „großen Ganzen“ zusammenfügen?
Ich will dich nicht auf die Folter spannen:
Wie zu erwarten sind die Hunde an ein „unbekanntes Objekt“ wie eine Videokamera in ihrem Spielfeld nicht gewöhnt. Ja, und so landete einer in seiner Verwirrung – ZACK - direkt auf dem Objektiv.
Sowohl der Hund als auch der Kameramann sind bei dieser Aktion gleichermaßen erschrocken – und ich musste mir das Lachen verkneifen :)
Psssst. Hoffentlich hat es keiner gesehen – und hoffentlich keiner gefilmt :)
Das stelle man sich mal vor, die Schlagzeile im Fernsehen:
Deutscher Backpacker lacht australischen Kameramann aus.
Und sie hätten sogar einen Videobeweis :)


So. Abschließend kann ich sagen:
Ich werde tatsächlich im australischen Fernsehen zu sehen sein :)


Und die Moral von der Geschicht´?
In Australien werden nicht nur komplett niveaulose Dinge wie das „DSCHUNGELCAMP“ gedreht! :)


Und jetzt zu einem ganz anderen Thema:
Letzte Woche wurde mir ein Stück Heimat gebracht!
Ich hatte Besuch aus Oberschwaben – Ja, sogar  aus dem Herzen Oberschwabens! WAHRHAFTIG :)
Man stelle sich vor:
Ich befinde mich derzeit exakt

16.292 km

vom Ortsschild Baustetten entfernt. Verrückt. Und dennoch:

Julia Maucher aus Obersulmetingen und ihre Freundin aus Schönebürg haben mich besucht im Zirkus! JA ES IST WAHR :) Sie durften meine Show als Clown auf der Zirkusmanege LIVE begutachten :) Ich sehe schon: Vermutlich werden wir noch in 10 Jahren von diesem Treffen im Zirkus reden :)
Wie es dazu kam?
Die Beiden sind auch als Backpacker in Australien unterwegs und ich habe mitbekommen, dass sie gerade in der Nähe unseres Showgrounds sind.
Und „schwuppdiwupp“ habe ich ihnen das Angebot gemacht, mich im Zirkus zu besuchen :)
Dass es aber klappt, konnte ich erst wirklich glauben, als sie unter dem Zirkuszelt standen :)
Und ich habe ihnen dann Tickets besorgt und sie durften auf den Zuschauerrängen Platz nehmen :) Tatsächlich, sie waren da!
Verrückt, oder? Da ist man am anderen Ende der Welt – in einer völlig anderen Umgebung und dann trifft man alte Bekannte aus dem Nachbardorf :)

Sie waren total interessiert an meinem Leben hier im Zirkus und so habe ich ihnen zunächst in meinem Wohnwagen ein paar Fotos gezeigt. Im Anschluss daran habe eine Backstage-Führung gemacht - ihnen sozusagen die Welt hinter den Kulissen gezeigt.
Zur Feier des Tages habe ich sie dann sogar in der Zaubertrick-Falltüre verschwinden lassen – Aber das ist Geheim! Ich komme sprichwörtlich in „Teufels Küche“ wenn jemand Wind davon bekommt :)
Aber gut, als alter Schlawiner weiß man:
Ein bisschen Nervenkitzel macht das Leben spannend :)

Ja, und abschließend führte ich sie in die Umkleide vom Zauberer und mir! Glücklicherweise war Magier Simon gerade nicht beim Umziehen.
Puh, stellt euch das mal vor: Einen verärgerten Zauberer.
Da müssen wir froh sein, dass wir nicht in 3 deutsche Bratwürste verwandelt wurden.
Aber glücklicherweise ist alles gut gegangen und sie waren begeistert von der „Backstageführung im Zirkus“. Das hat man schließlich nicht alle Tage :)

Und da wir gerade beim Thema „Heimat“ sind:
Eine Bekannte ist gerade dabei eine Facharbeit für ihr Abitur zu machen.
Es handelt sich um einen Theaterkurs und sie wird eine Mappe zum Thema „Clown“ gestalten. Für ihr Projekt wollte sie nun ein Interview mit einem „echten Spaßmacher“ und so werden jetzt meine Antworten zur Frage „Wie werde ich Clown in einem Zirkus?“ in ihrer Arbeit stehen :)
Als Gegenleistung habe ich eine Exemplar ihrer Ausarbeitung verlangt – um mein Wissen über Clowns noch zu erweitern :) Man muss sich schließlich weiterbilden :)

So. Das waren die aktuellsten Infos aus meinem Zirkusleben, ihr seid nun auf dem neuesten Stand!

Nur eines noch: Von einem Kollegen hier im Zirkus konnte ich mir die Gitarre ausleihen :)
Und nachdem ich euch im letzten Rundbrief bereits ein Bild von der Hängematte geschickt habe, habe ich nun THE NEXT LEVEL der Entspannung erreicht – wie auf dem Bild zu erkennen :)
Traumhaft.

Ja, und nun ist es wieder an der Zeit: Wir werden zur nächsten Station ziehen: Pakenham.
Für eine Woche wird unser Zelt aufgeschlagen :)

Ich schicke euch sonnige Grüße in die verschneite Heimat!

Andreas :)