Freitag, 7. Dezember 2012

Gruselgeschichten



Entgegen aller Erwartungen ist dies nicht der großartig angekündigte Rundbrief zum Event  
Santa´s Magical Kingdom!
Du fragst dich sicherlich warum?
Berechtigte Frage. Mit einer schlüssigen Antwort:
Hier im Zirkus spielen sich derzeit Dinge ab, für die ich absolut eine Sonderausgabe zwischenschieben möchte – Ja, ich möchte euch hiermit einen weiteren, tiefergehenden Einblick in den „Alltag“ eines Zirkus geben!
Bislang konnte ich euch von einem Zirkusleben voller Glanz berichten!
Durfte immer von schönen Sachen schreiben! Jetzt ist allerdings die Zeit gekommen, weniger schöne Ereignisse anzusprechen!

Dabei möchte ich euch von Cassandra Gasser berichten!
Sie ist die Nichte des Zirkusdirektors Anton Gasser und wurde somit bereits im Zirkus geboren! So ist sie schon ihr Leben lang Teil des Silvers Circus!
Auf dem Bild rechts könnt ihr ihre frühere Performance sehen, die sogenannte „Cloud Swing“ in mehreren Metern Höhe. Allerdings bekam sie aufgrund dessen ernsthafte Probleme mit ihrem Nacken, die sie gar zum Aufhören zwingen mussten.
Für das Christmasspecial hier im Zirkus war dann ein neuer Auftritt für sie geplant:
Als Engel sollte sie die besondere Ehre haben, die Show zu eröffnen!
Mit weißen Flügeln und Engelskostüm ausgestattet sollte sie Akrobatik in luftigen Höhen an einem Ring aufführen – und die Zuschauer auf Weihnachten einstimmen! Luftig und leicht.
Wochenlange Proben standen an, tagtägliches Training!
Es wurde sogar bereits die Abstimmung mit dem Moderator und dem Licht- und Tontechniker gemacht! Stundenlang wurde gefeilt und dann war alles optimal aufeinander abgestimmt und eingestellt!
Und dann war auch schon der Abend vor der großen Premiere gekommen!
Auch ich sollte bei ihrem Auftritt als Assistent helfen!
Und erneut stand somit eine Probe an – die Generalprobe! Dazu waren einige Familienangehörige und auch ihr Freund Phoenix im Zirkuszelt versammelt.
Dann passierte der Unfall.
Cassandra stürzte aus über 4 Metern Höhe vom Ring auf die Bühne.
Natürlich wussten alle Anwesenden über ihre Probleme mit dem Genick bescheid. Sofort wurde ein Notruf abgesetzt und sie wurde mit einem Rettungswagen in das Krankenhaus befördert.
Zur Erinnerung: Wir befinden uns am Tag vor der Premiere unserer neuen Show!
Zum einen war bei allen die große Besorgnis um Cassandras Gesundheit – eben aus menschlicher Sicht.
Zum anderen war da aber auch die Besorgnis um die Premiere und die Show – es handelt sich hier schließlich um professionelles Entertainment.
Da ist oft kein Platz für Menschlichkeit oder Rücksicht und so sollte die Eröffnung mit dem Engel nicht gestrichen werden – Emma sollte einspringen (Bild rechts)
Und sie hatte dabei keine 24h Zeit um sich mit dem Ring vertraut zu machen, Sicherheit zu gewinnen und nebenbei noch einen Ablauf einzuüben!
Und vor besagtem Tag hatte sie mit diesem Ring noch nie in ihrem Leben geprobt, geschweige denn ihn jemals benutzt.
Sie stand somit unter höchstem Druck und hinzu kam noch die Besorgnis um ihre Freundin Cassandra!

Aber es war unglaublich, wie sie die Situation gemeistert hat.
Höchst professionell hat sie innerhalb der kurzen Zeit ein paar Tricks gelernt und eine klasse und elegante Show bei der Premiere abgeliefert – KEIN Zuschauer hat bemerkt, dass sie eigentlich nur der „Ersatz“ ist!
Da merkt man eben, dass sie eine Zirkusschule durchlaufen hat und so ist sie eben auch für solche Extremsituationen bestens gewappnet!
Aber sie hat mir in einem persönlichen Gespräch unter vier Augen danach berichtet, dass sie doch sehr nervös war vor der großen Premiere!
Aha, also auch Profis kennen Nervosität! :)

Und dann kamen die Neuigkeiten aus dem Krankenhaus und die große Erleichterung: Cassandra geht es gut.
Allerdings sind der Ellenbogen auf der einen und das Handgelenk auf der anderen Seite gebrochen.
Nun hat sie also beide Arme im Gips – Ja, man kann sich wahrhaftig schöneres Vorstellen!

Allerdings hat sie die Unterstützung ihres Freundes Phoenix!
Auch er ist Artist hier und einer der 3 Motorradfahrer in der Globe of Death!
Und die entstandene Situation war nun für beide eine große Herausforderung, aber nicht unlösbar! Und das war das Wichtigste!

Bis es dann leider soweit war: Wenige Tage danach hatte Phoenix einen Autounfall. Das Auto war total demoliert und zerdellt.
Er hatte allerdings Glück: Mit einem blauen Auge, einem verletzten Arm und ein paar Schrammen kam er davon.
Ja, und mit seinem verletzten Arm konnte er nun nicht mehr Motorrad fahren und so musste unsere Zirkusshow mit nur noch 2 Fahrern in der Stahlkugel vorlieb nehmen!

Und ein weiteres Problem ergab sich: Nun hatten Cassandra und er genau EINEN funktionsfähigen Arm! Und der sollte ihren Wohnwagen in Schuss halten.
Sprich: Kochen, Putzen und Aufräumen und was eben sonst noch so alles anfällt!
Aber Phoenix nahm es mit Humor und konnte bald schon wieder darüber lachen!
Und das Gute an der Geschichte: Er hat sich relativ schnell wieder erholt!

Ja, aber von diesen erwähnten Vorfällen haben die Zuschauer glücklicherweise nichts mitbekommen! Niemand hat etwas geahnt und für die Besucher schien alles wie immer: Grinsende Artisten, glückliche Gesichter.
Die heile Zirkuswelt im Rampenlicht!
Begleitet von Popcorn und Zuckerwatte!

Schlicht und einfach so, wie man den Zirkus kennt und liebt!

Dann aber war der Tag gekommen: Phoenix sollte sein Comeback in der
GLOBE OF DEATH geben.
Ja, ihr erinnert euch an die Globe of Death: 3 Motorradfahrer - Eine Lady - Und eine große Stahlkugel!
Auf diesem Bild rechts sind zwei Fahrer zu sehen. Der Linke ist Phoenix!
Besage Lady in der Mitte heißt Jessica!
Und dann sollte Phoenix ein erstes Mal wieder mit seinem Motorrad in die Stahlkugel steigen und die Show der 3 Fahrer vervollständigen!

Die Show der Motorradfahrer war bereits im Gange, als ich noch mit Jessica hinter der Bühne geredet habe! Nahezu eine Minute bevor sie dann in die Stahlkugel stieg, hat sie noch fröhlich gesagt: „Weißt du was, Andreas? Das ist die letzte Show für heute!“
Und wie gesagt, dann betrat sie die Bühne, um in die Mitte der Globe zu steigen!
Dann starteten die Motorradfahrer erneut ihre Loopings und plötzlich ging alles ganz schnell:
Jessica ging zu Boden. Scheinbar war das Rad eines Motorrads beim Beschleunigen abgerutscht.
Und alle waren sehr geschockt, denn eines war klar: Sie wurde getroffen.
Dann ein kurzer Moment der Ungewissheit, die Show stoppte. Die Musik wurde etwas aufgedreht um das betretene Schweigen und die Schocksituation im Zirkuszelt etwas zu überspielen. Zu vertuschen. Zu verharmlosen.
Denn ja, wir befinden uns mitten in einer Show mit vollen Rängen, ausverkauft.
Direkt wurde dann sowohl von den Motorradfahrern als auch von unserem Moderator nach Jessicas Befinden gefragt. Sie konnte glücklicherweise aufstehen, aber humpelte.
Und mir wurde in diesem Moment klar, dass wir uns tatsächlich im harten Showbusiness befinden: Scheinbar darf so ein Zwischenfall die Show im Zirkus nicht aus dem Rhythmus bringen! Ich war sprachlos! Denn es ging tatsächlich weiter. Und Jessica blieb tapfer in der Stahlkugel stehen und wurde mit Zusatzapplaus belohnt, als sie die Kugel dann relativ unverletzt wieder verlassen hat.
Direkt hinter dem Vorhang habe auch ich mich dann persönlich erkundigt: Sie sei in Ordnung. Auch das Humpeln war bereits besser!
Ja, und das war das unglückliche Comeback von Pechvogel Phoenix in der Globe of Death!
Allerdings war es nicht sein Motorrad, das Jessica erwischt hat, nein!
Es war leider sogar noch schlimmer: Es war Jessicas Freund, der das Motorrad gefahren hat!
Da darf man sich gar nicht vorstellen, wenn es nicht so glimpflich ausgegangen wäre.
Das Gefährliche: Sie hat im Gegensatz zu den Motorradfahrern KEINERLEI Schutz an ihrem Körper. Nichts.

Ja, und mir hat dieser Vorfall die Augen geöffnet! Ich bin mir der Sachlage bewusster denn je: Vielleicht ging es bislang immer gut, aber wenn man ehrlich ist, begeben sich die Fahrer und vor allem Jessica tagtäglich mutwillig in Lebensgefahr. Und das meist nicht ein-, sondern zwei- bis dreimal pro tag.
Und besonders Jessica: Sie hat ihr Schicksal nicht einmal selbst in der Hand! Sie ist auf die Konzentration der Fahrer angewiesen!

Ja, als Mitarbeiter im Zirkus neigt man dazu, dem Risiko mit der Zeit nicht mehr realistisch entgegenzutreten. Man sieht es schließlich tagtäglich, es ist eben ein Stück weit Alltag. Das Risiko ist stets anwesend und das nicht nur bei der „Globe of Death“! Der Großteil der Artisten hier begibt sich nämlich während ihrer Show in große Gefahr.
Aber so ist auch das tägliche Risiko eben Teil des komplett anderen Zirkuslebens hier!


Und wie wir schon aus dem alten Rom wissen: Brot und Spiele ist es, was das Volk verlangt. Und so wird nun mal alles getan, um die Leute zu unterhalten!

Ja und man kann hier mittlerweile nach den letzten Ereignissen doch auch tatsächlich von einer Unglücksserie sprechen! Aber wir wollen ja nicht gleich den Teufel an die Wand malen - bislang ist glücklicherweise alles recht glimpflich ausgegangen.

Aber wer weiß, vielleicht liegt es daran dass ich,
Andreas Schaible,
geboren am FREITAG DEN DREIZEHNTEN November 1992,
nun Teil des Zirkus bin!
Da können wir ja froh sein, dass es auch relativ ungefährliche Acts hier gibt!
Dem Jongleur passiert nämlich nicht so viel, wenn er vom Ball am Kopf getroffen wird! :)

Aber jetzt genug der schlechten Nachrichten! Es gibt nämlich auch etwas Positives zu berichten – zumindest für uns hier in Australien!
Letztens hatten wir einen wunderschönen Tag mit 38°C!
(Hihihi, zur Erinnerung: DU sitzt vermutlich gerade bei winterlichen Temperaturen in Deutschland! Ja, der Wahrheit ins Auge zu blicken schmerzt eben manchmal doch sehr :) )

Back to topic: Jedenfalls hatte ich einen freien Tag und habe mich doch kurzerhand entschieden, an den Strand nach Torquay zu fahren :) Proviant eingepackt und los ging die Reise ans blaue Meer.
Sagte ich blau? Das Meer war NICHT blau. Im Gegenteil. Es war tiefrot.
Aber bevor du jetzt an die Decke gehst: Es handelt sich NICHT um Blut! :)
Ich habe mich nämlich direkt bei den Australiern schlau gemacht!
Der Ursprung der roten Farbe des Meeres seien Algen.
Aber das Verblüffende: Selbst die Eingeborenen haben es noch nie so Nahe am Strand gesehen.
Und plötzlich standen auch Kamerateams am Strand von Torquay. Es wurden Aufnahmen für das Fernsehen gemacht. Auch die Zeitungen überschlugen sich am nächsten Tag vor Schlagzeilen von diesem Spektakel!
Ja, es handelte sich um eine richtige Sensation in die ich da geraten bin!
Ich, Andreas Schaible, geboren am FREITAG DEN DREIZEHNTEN November 1992,
bin vielleicht doch nicht so ein Unglücksrabe wie es mein Geburtsdatum zunächst vermuten lässt!
Genau an dem Tag, an dem ich den Strand in Torquay unsicher machen will, darf ich solch ein Naturschauspiel live miterleben :)
Und gar am eigenen Körper erfahren: Ich habe es mir nicht nehmen lassen die Abkühlung im roten Wasser zu suchen :) Allerdings musste ich direkt danach duschen, da es sonst eine Hautreizung hervorrufen könnte :)

So, und nachdem ich jetzt mit diesem Bericht den Spannungsbogen noch etwas mehr aufbauen konnte, ist es im nächsten Rundbrief dann wirklich soweit:
Ich erzähle euch von meiner Vorweihnachtszeit im Zirkus und dabei sind wir Teil eines unglaublichen Events. Es ist ein Weihnachtsparadies für Kinder. Genannt:
SANTA´S MAGICAL KINGDOM!
Wenige Tage muss ich euch aber noch auf die Folter spannen, aber wie man Kindern in der Vorweihnachtszeit doch immer erzählt:
Vorfreude ist die schönste Freude!
Also bleibt geduldig :)

Aber jetzt darf ich noch eine Verkündigung machen, damit ich an meinem ersten Weihnachten außerhalb des trauten Heims vielleicht doch nicht ganz leer ausgehe :)
Dank meiner Bekanntschaft Marc ist es mir möglich Weihnachtspost zu empfangen :)
Die Adresse lautet:
Marc Schnekenbuger
267 Morray Street
South Melbourne
Victoria 3205
AUSTRALIA


So! Und jetzt spute dich, damit die Post auch pünktlich an Weihnachten hier in Australien ankommt :) 

Voller Vorfreude auf Weihnachtspost grüßt dich:
Andreas :)